Motorrad-Reisen und -Touren

Schlagwort Archiv: Deutschland

Tag 105+106 Ardennen

16. + 17. Oktober – 454.7 km von Altrich nach Romilly Sur Seine

So langsam bekomme ich das Gefühl, dass mir die Zeit wegrennt. Anfangs schienen 5 Monate unendlich lang und jetzt sind nur noch 6 Wochen übrig. Also ab gen Süden, noch ein wenig Wärme tanken.

In Luxemburg bin ich verwirrt. Gestern habe ich gelernt, dass offizielle Landessprache Französisch ist. Aber scheinbar haben’s die Luxemburger nicht so extrem damit wie die Franzosen. Die Schilder an der Strasse sind bunt gemischt in Deutsch und Französisch.

Belgien erkennt man daran, dass die Strassen gleich schlechter werden. Störte mich aber so gar nicht. Im Vergleich zu Luxemburg oder Deutschland wirkts hier aber unaufgeräumt. Baustile sind phantasievoll gemischt und in grösseren Dörfern wird mit Werbetafeln an Gebäuden nicht gegeizt. Auch eine Methode, weniger renovieren zu müssen.

Auf dem Weg wollte ich unbedingt durch die Ardennen. Das hat sichg gelohnt. Die Dörfer werden eindeutig hübscher und es gibt eine recht durchgängige Bebauung mit Natursteinhäusern. Das macht schon gleich was her. Das Auge isst man ja schliesslich mit.

Französiche ArdennenWeiter dann nach Frankreich und hier bin ich gleich nochmal verwirrt. Das erste Mal fühle ich mich in Frankreich ein wenig wie zu Hause. Mir gefällt’s viel besser als sonst. Das kann nicht nur am Strassenbelag liegen, der meiner Meinung nach für Moppeds ziemlich oben an der Liste der Strassenbeläge in Europa ist.

Im Grossen und Ganzen hatte ich fast keinen Regen. Manchmal war die Strasse aber nass. Das zusammen mit Laub ist trotz meines Lieblingsstrassenbelags keine gute Kombination. Das ist die Kehrseite des Herbsts. Das bunte tolle bunte Laub fällt halt irgendwann auch runter.

Herbstliche StrasseIm Laufe des Tages gibts in Frankreich aber nicht nur Herbst. Hier und da bleibt einem der Mund offen stehen, einfach weil’s so schön ist. Am Liebsten hätte ich da hingesetzt und die Herbstsonne genossen. Immerhin habe ich mich bis 16°C hochgekämpft. Ich hoffe das geht so weiter.

Monthermé an der Maas

Tag 104 – Vulkaneifel

15. Oktober – 259.8 km von Marl nach Altrich

Auf dem Weg nach Süden gehts noch bei der Familie an der Mosel vorbei. Liegt ja auch auf dem Weg.

Herbstlaub in der EifelEigentlich wollte ich ja die komplette Strecke über Landstrasse machen. Aber ich hab mal wieder den Ballungsraum unterschätzt. Bei der Inspektion der Route merke ich, dass die im Rhein-Ruhr-Gebiet ausschliesslich durch Städte und Dörfer geht. Das ist mir dann ein bisschen zu viel Entschleunigung und ich entscheide mich dafür, bis kurz hinter Köln auf der Autobahn zu fahren und dann Richtung Eifel abzubiegen.

EifelkurvenWar die richtige Entscheidung. Die Vulkaneifel erweist sich als tolle Moppedstrecke, der Herbst hat hier schon voll zugeschlagen und bietet mir eine farbenfrohe Kulisse.

Gegen sieben wirds dann aber schon empfindlich kalt und ich bin froh, als ich ankomme und mich am Kaminofen wärmen kann.

 

Tag 99 bis 103 – Reifenwechsel

10. bis 14. Oktober – 166.7 km in Troisdorf, Bonn und bis Marl

Beim Mopped putzen merke ich, dass die Reifen doch mehr abgefahren sind, als ich erwartet hätte. Natürlich prüfe ich ordnungsgemäss die Fahrbereitschaft des Fahrzeugs vor jedem Fahrtantritt. Aber irgendwie scheint es, die Fahrt des letzten Tages hat ausserordentlich Profil gefressen.

Also ab zum Reifenwechsel zu BMW nach Bonn. Dafür, dass die erst die falschen Reifen bestellt habe haben sie mir eine Leihmaschine zur Verfügung gestellt und noch die von Stiefel und Hose abeschubberten Lackstellen am Rahmen wieder nachlackiert – ohne Berechnung. 1a Arbeit, man sieht fast gar nichts und ich bin froh, dass der Rahmen jetzt auch nicht mehr rostet. Das wär glaub ich nicht gut, wenn das so geblieben wäre.

Mit dem TKC 70 bin ich dann doch über 10’600 km weit gekommen. Das ist Rekord. So im Nachhinein wundert es mich dann auch nicht, dass die Reifen runter sind. Wobei sich das so anfühlt als hätte ich sie gestern in Berlin erst aufgezogen. Na gut. Ist schon fast zwei Monate her. Und auch das ist Rekord. In so kurzter Zeit waren sie noch nie runter.

Raureif auf FlachdachAbgesehen vom Reifenwechsel gabs noch einiges am Haus der Eltern zu erledigen und alte Freunde zu treffen. Die Zeit verging wieder Ruck-Zuck. Weniger belustigend fand ich den Raureif, den ich morgens auf dem Flachdach vom Nachbarhaus entdeckt habe. Der verfolgt mich scheinbar. Oder der Herbst verfolgt mich. Oder ich fahre dem Herbst davon. Je nachdem, wie man das sieht. Ich entscheide mich für davonfahren. Und zwar flott.

 

Tag 98 – Geysir Andernach

9. Oktober – 0 km mit dem Mopped

Ich wusste gar nicht, dass es in meiner Heimatgegend den grössten Kaltwassergeysir der Welt gibt. Wundert mich auch nicht. Der wurde erst wiedereröffnet, als ich weggezogen bin. Warum passierte in 2006 eigentlich so viel?

Hinfahren kann man nur mit dem Schiff und unter Aufsicht hingehen weil der Geysir in einem Naturschutzgebiet liegt. Der Preis von 15 EUR pro Ticket ist mehr als fair, für das was geboten wird.

Ralf am RheinRhein bei Andernach‚Angetrieben‘ wird er von Kohlendioxid und wird bis zu 60 Meter hoch. Das Schauspiel ist ziemlich eindrucksvoll wenn man sieht, dass er erst ganz langsam sprudelt und dann plötzlich in die Höhe schiesst. Der Vergleich mit der Sprudelflasche ist gar nicht so daneben. Wenn man sich einen Geysir vorstellt, denkt man ein einen heftigen Schuss und das war’s. Aber der hier (ich hab’s gestoppt) dauert insgesamt 16 Minuten.

Das angegliederte Museum/Erlebniszentrum ist gut gemacht. Es gibt reichlich Informationen zum Geysir und viele Experimente zum selbst probieren rund um Kohlendioxid und Wasser. Macht Spass.

Ausstrittsloch Geysir AndernachAusttrittsöffnung Geysir AndernachGeysir Andernach

Tag 96+97 – Gyros Paradies

7. und 8. Oktober – Ein paar km mit dem Mopped zum Putzen und Tanken

Auch die letzten zwei Tage vergingen mit kleineren Reparaturarbeiten an Equipment und Haus der Eltern und Mopped putzen.

Das Highligt schlechthin: Vasili ist zurück. Vasili ist ein Grieche, der früher einen griechischen Imbiss in Troisdorf hatte. Dort gab’s den besten Gyros ever. Leider ist er irgendwann zurück nach Griechenland gegangen. Der Nachfolger war gut, aber lange nicht so gut wie Vasili. Und nun ist er wieder da. Eigentlich wohl schon seit 10 Jahren. Aber ich bin ja auch schon 10 Jahre weg.  Der Gyros ist immer noch so gut wie damals. Knusprig wie es sich gehört und frisch. Frisch heisst: Nicht vom Spiess aus der Retorte sondern selbst eingelegt. Ich hab’s selbst gesehen, dass er mit dem eingelegten Fleisch nachbestückt. Dass er gut ist, das wissen wohl auch noch mehr leute. Das ist definitiv die einzige Frittenbude, die ich kenne, in der man 1-2 Stunden auf’s Gyros warten muss.  Aber es lohnt 😛

Tag 94+95 – Dies und das

5. und 6. Oktober – 0 km mit dem Mopped

Die beiden Tage vergingen wie im Fluge. Alle Wäsche mal durch die Maschine ziehen, sämtliche Koffer und Taschen auspacken, und reingen, Putzmittel für’s Mopped kaufen, kleinere Handwerksarbeiten im Haus meiner Eltern erledigen und Abends alte Freunde treffen. Leider habe ich die Sonneberger knapp verpasst, die zufällig ganz in der Nähe waren. Sonst hätte ich sicher noch ne kleine Tour mit ihnen zusammen gemacht.

Auch noch beim Arzt wegen einer heftigen Nackenverspannung gewesen, die mir seit ein paar Wochen schon zu schaffen macht und so langsam nervig wird. Da hat das 25 jährige Büroleben wohl Spuren hinterlassen und die doch recht anständig lange Zeit der konstanten Sitzhaltung auf dem Sattel fordert ihren Preis.

Und schwupps, waren wieder zwei Tage rum. Sieht so aus als bliebe ich noch bis Mitte nächster Woche, bis es dann Richtung Frankreich weiter geht. Genau weiss man das aber erst, wenn’s soweit ist.

Tag 93 – Wäsche waschen

4. Oktober – 117 km von Marl nach Troisdorf

So wie es ausschaut, hat meine Kondition zwar in den letzten paar Monaten gelitten aber zumindest habe ich keinen Muskelkater vom Fahrrad fahren gestern.

Heute ging’s weiter motorisiert zu den Eltern nach Troisdorf. Neben dem Besuch der Familie und alten Freunden steht in Troisdorf auch mal die grosse Grundreinigung an. Einmal alles ordentlich durchwaschen, säubern, kleinere Reparaturen durchführen und wieder abfahrbereit machen. Rei in der Tube ist für mal zwischendurch schon ganz ok. Aber nach ein paar Monaten tut’s das auch nicht mehr. Da muss dann eine richtige Maschine her.

Rupert Neudeck, der Mitgründer der Organisation Cap Anamur lebte übrigens hier in Troisdorf. Das wusste ich auch schon vor dem Nachschlagen in Wikipedia. Ein Tipp für lange Abende: Mal die eigene Heimatstadt in Wikipedia nachschlagen. Erstaunlich, wie viele Leute man da wiederfindet. Bei einigen Namen, mir noch bekannt aus meiner Schulzeit, hab ich echt grosse Augen bekommen. Ach der macht jetzt das?

Irgendwann muss die Stadt auch mal den Slogan geändert haben. Früher hiess es Die Industriestadt im Grünen. Heute heisst es Eine Familien-Angelegenheit. Ich gebe zu, dass mir beide Slogans nicht sonderlich gefallen.

Tag 92 – Biken

3. Oktober – 0 km mit dem Mopped

Heute mal das motorisierte Zweirad gegen das muskelbetriebene eingetauscht und festgestellt, dass ich ganz schön lange nicht mehr Fahrrad gefahren bin. Aber sowas verlernt man ja nicht. Allerdings signalisiert mir mein Hintern auf den letzen paar Kilometern sehr deutlich, dass es jetzt genug ist.

Der Weg führte zur Halde Haniel in Bottrop, die mit 159 Metern eine der höchsten Halden des Ruhrgebiets ist und einen famosen 360° Ausblick bietet. Wenn man da oben steht, wird einem erstmal deutlich wie viel Erde und Stein da aus dem Boden geholt wurde, um eine einzige Zeche zu graben.

Am höchsten Punkt befindet sich die Kunstinstallation Totems aus über einhundert Eisenbahnschwellen. Direkt unterhalb das Amphitheater.

Tag 90 – Versumpft

1. Oktober – 125 km von Bonn nach Marl

Ein wenig meschugge muss man schon sein, um von Bonn nach Marl zu fahren, um dann mit dem Zug wieder nach Köln zu fahren. Aber die paar Kilometer machen den Kohl jetzt auch nicht mehr fett. Eigentlich muss man schon meschugge sein, um überhaupt so ne Tour zu machen. Aber so bin ich halt. Normal kann jeder.

Abends dann in Köln ordentlich versumpft. Nicht ohne noch ein nächtliches Bild vom Dom zu machen. Der macht mir ja jedesmal eine Freude, wenn ich ihn sehe. Und das obwohl ich mit Kirche sonst recht wenig am Hut habe. Fühlt sich jedesmal ein wenig wie zu Hause an. Schliesslich habe ich fast 30 Jahre lang quasi nebenan gewohnt.

Kölner Dom bei Nacht