Motorrad-Reisen und -Touren

Monatliches Archiv: Mai 2010

Frikandeln, Erdnuss-Soße und Handtuchspender

226 Kilometer durch Zeeland

Heute morgen nach dem Aufstehen stand fest: Heute lass ich mich vom Wetter nicht linken. Heute nicht! Hab ich gedacht. Also die Regenkombi gleich da gelassen. Nur dumm dass die Sonne kurz nach dem Aufbruch von so blöden Schleierwolken vernebelt wurde. War dann doch was frisch zwischendurch. Mehr als 12-14 Grad waren das nicht und der Fahrtwind zieht ohne Sonne wie Hechtsuppe durch die Kombi.

Apropos Hechtsuppe. Holländer lieben Frikandeln als Snack. Heute zu Mittag gab’s ein Exemplar mit Geschmack. Und es war sogar etwas darin, das wie Fleischstückchen aussah. Gar nicht mal so übel und sogar ohne Mayo und Senf lecker. Ich könnt‘ mich dran gewöhnen.

IMG_3927_30%Die Tour war ansonsten aber auch wieder sehr gut. Unser Tour-Guide Alfons hat sich trotz der spontanen Übernahme der Tour perfekt geschlagen und uns sehr gut in den Rotterdamer Hafen und zurück geführt. Dass das Kaffee in dem wir uns aufwärmen und mehr über die Landgewinnung erfahren wollten, Samstags zu hatte, ließ sich verschmerzen. Dann halt zur nächsten Haltestelle und dort beobachtet wie ein Frittenbudenbsitzer mit einer (!) Senseo-Maschine versucht die ausgekühlten 40 Motorradfahrer die sich dort mittlerweile angesammelt hatten mit Kaffee zu versorgen. Sehr spaßige Angelegenheit. Geht ja auch nicht soo viel rein in so nen Senseo-Wassertank 😀

Und weil ja viele Holländer begeisterte Segler sind, durften wir dann auch mithelfen, die Frittenbude in den Wind zu drehen. Kein Scherz. Wirklich wahr.

IMG_3914_30%Und dann insgesamt ca. 40 Kilometer durch den Rotterdamer Hafen. Erwähnte ich dass der groß ist? SEHR groß? Und wir haben lang nicht alles gesehen.

Überhaupt. Dafür dass Holland so ein kleines Land ist, haben die ein ganz schönes Faible für große Dinger. Große Betonklötze, großer Hafen, große und lange Tore, die mal eben einen Fluss zusperren. Beeindruckend.

Am Abend gab’s dann unsere Präsentation für’s nächste Himmelfahrt. Schon beindruckend wie man mit Schwarzwälder Schnaps und Schinken gute Stimmung erzeugen kann. Wir müssen nächstes Jahr unbedingt Schnaps ausschenken!

Abendessen gabs dann in Barbequeue-Form. Wo es in jedem anderen Land dazu Barbequeue-Soße gibt, gibt es hier Erdnusssoße dazu. Die gab’s auch schon gestern zum Indonesischen. In großen (wie auch sonst!) Töpfen, die auf dem Grill warmgehalten wurden. Lecker. Mag ich ja sehr gern.

Auch wenn’s jetzt völlig aus dem Zusammenhang gerissen ist: Der Blog-Post ist eh schon zu lang und für eine gelungene Überleitung reicht es nicht mehr. Noch was, was Holländer wohl heiß und innig lieben: Elektrische Papierhandtuchspender mit Bewegungssensor. Eigentlich praktisch die Dinger. Sind wohl aber eher für Orte gedacht, die ein wenig größer sind als das holländische Durchschnitts-Klo in dem man sich kaum drehen kann. Kaum bewegt man sich: Sssssssst. Handtuch kommt raus. Hingesetzt: Sssssssst. Handtuch kommt raus. Aufstehen: Ssssssst. Handtuch kommt raus. Glücklicherweise merken die Teile dass noch nix abgerissen wurde und hören irgendwann auf. Sonst gäbe das echt eine Papier-Schweinerei…

So. Und jetzt wieder auf die Abschluss-Party. Habt noch ein schönes Wochendende und bis demnächst!

Deiche

179 Kilometer in Zeeland und 152 Bilder weiter

Börps. Satt. Das Abendessen nach indonesicher Ar war sehr lecker. Aber der Reihe nach.

Man mag es kaum glauben, aber es ist möglich innerhalb von Sekunden einzuschlafen während Luftlinie 10 Meter weiter Disco ist. Irgendwie hatte ich wohl doch das ein oder andere Bier …

Und morgens dann die Frage: Was zieh ich bloß an?? Nase aus dem Fenster sagt eindeutig: Kalt. iPhone sagt 8 Grad und bestätigt die gefühlte Temperatur. Also die Regenkombi als Windschutz übergeworfen. Trotz der zwei übereinstimmenden Sinneswahrnehmungen stellt sich dann aber in der Sonne sehr bald heraus, dass das alles Blödsinn ist. Es ist warm. Zu warm.

In der ersten Pause dann also die Regenkombi wieder aus und zusätzlich zum warmen Sweatshirt für alle Fälle in den Tankrucksack gequetscht. Überflüssig zu erwähnen dass der Tankrucksack nun übervoll ist und beides den ganzen Tag nicht mehr gebraucht wurde. Aber so ist das. Besser zu warmes Zeugs im Gepäck als es zu Hause zu lassen und sich den A**** abzufrieren.

IMG_3737_30%Es fühlt sich sehr bald auch so an als würden wir immer rechts, links, rechts, rechts, rechts, links im Kreis rumfahren. Immer um den gleichen großen Deich rum. Aber es sind tatsächlich immer andere Deiche, wie die Karte bestätigt. Überhaupt. Ganz Zeeland scheint ein einziger großer Deich zu sein. Eigentlich wäre es einfacher die Landfläche zu messen die nicht von Deichen belegt ist. Rechts am Deich entlang. Über den Deich drüber. Links am Deich entlang. Nur um dann auf dem Deich zu fahren. Die Deiche sind die Berge von West-Holland. So viel steht fest. Und die Dinger machen auch ganz gerne mal nen Knick mitten drin. Daher also die Ankündigung der „small and winding roads“.

IMG_3783_30%Mittags dann an der Stelle in der die Holländer 1953 ein paar große Betonklötze versenkt haben, um die kaputten Deiche nach der Flut zu flicken. Scheinbar haben sie auch danach noch ein paar Deiche als Reserve verbaut. Also diese Betonklötze waren groß. Sehr groß. So groß, dass in 4en davon heute ein Museum über die große Sturmflut von damals ist. So richtig wird mir die Größe erst bewusst, also ich das Modell sehe.

Es ist ein Suchspiel auf dem Foto. Um das Model des Menschen ist ein roter Kreis. Der Rest ist Betonklotz.

Und dann die Begegnung mit einer Frikandel zu Mittag. Zugegeben. Ich habe bisher noch nie ein Lebensmittel verzehrt, dass keine Konsistenz hatte. Außen war es knusprig. Innen war es gar nicht. Genau genommen hatte es auch keinen Geschmack wen man von der sehr leckeren Mayo und Senf absieht, die dazu gereicht wurden. Das machte den Verzehr einfach. Und es hat satt gemacht. Übrigens: Der Wikipedia-Artikel ins Verhältnis gesetzt mit dem, was wir zu Mittag hatten zeigt eindeutig: Der Verfasser kennt weder eine Frikandel, noch eine Berliner Currwurst. Überhaupt. Diese beiden Lebensmittel in einem Satz zu erwähnen…. tzzzzz. Unglaublich.

IMG_3829_30%Der Rest des Tages verging wie auf Deichen. Sozusagen. Am Abend dann noch einen kurzen Besuch ans Meer und morgen steht dann der Hafen von Rotterdam auf dem Programm.

Glücklicherweise hat sich der Tourführer für die Tour #4 noch kurzfristig breitschlagen lassen auf Rotterdam (#5) umzuschwenken nachdem alle Plätze für die #5 eigentlich schon dicht waren.

Fazit von heute: Schöne Tour, viel gesehen und gelernt und die Holländer haben wirklich ganz schön was geleistet, um sich gegen die Fluten zu schützen.

Freu mich auf morgen.

Plattes Land

359 km von Frechen nach Nieuw-Haamstede.

Na der Tag ging ja gut los. Frechen hat nicht nur BMler in schwarzen BMWs, Frechen hat auch Mitbürger mit Migrationshintergrund die ganz gerne mal auf Hotelparkplätzen morgens um 6 lautstark und lang anhaltend miteinander parlieren. Ich wüsste keine bessere Zeit und keinen besseren Ort um sowas zu tun. Nur dumm dass unser Fenster zum Parkplatz raus ging und offen war. 😉

Also unter die Dusche. An Schlaf war eh nicht mehr zu denken. Übrigens: Formule 1 in Frechen hat Frühstück ab 7 — auch an Feiertagen!

So gegen 8 kamen dann auch die anderen und um halb 10 ging’s los. 6 Grad, das Haar sitzt. Na, soweit man von „sitzen“ unter dem Helm sprechen kann …. :D. Also ab nach Holland. Das Schild „Niederlande“ hab ich gesehen und die Straße wurde auch gleich sehr niederländisch.

Irgendwann wundere ich mich dass so viele Belgier in den Niederlanden rumfahren und frag noch: „Sind wir in Belgien oder in den Niederlanden?“. So richtig wusste das keiner. Hat sich dann rausgestellt dass wir still und heimlich ohne es zu merken die niederländisch-belgische Grenze überquert haben. Sicher war ich erst als ich Schilder mit belgischer Webadresse am Straßenrand gesehen hab. So geht’s schon heutzutage in Europa. An den Internetadressen sollt Ihr sie erkennen!

IMG_3715_30%Ansonsten: Lange, grade, langweilige Straßen. In Belgien wie dann auch später in den Niederlanden wieder (diesmal hab ich das Schild gesehen!). Irgendwie hab ich an die ersten Tage vom Nordkapp-Urlaub denken müssen und inständig gehofft dass die Gewöhnung diesmal schneller einsetzt. Aber leider Fehlanzeige :D. Also ging’s nicht mehr anders, wir mussten uns dem Rausch der Geschwindigkeit auf niederländischen Autobahnen ergeben. Ganze 120 km/h. Mann, tat das gut!

Aber pünktlich innerhalb des gewünschten Zeitfensters kamen wir dann in Nieuw-Haamstede an. Immer wieder ein Erlebnis so viele Moppeds auf einen Haufen zu sehen! Leider gehen nicht alle auf das Bild drauf.

Für morgen hab ich mir die 180 km Tour „Zeeland und Wasser“ ausgesucht, viel Wasser (was sonst ;)), aber auch viel Infos über die Deichbauten. Und es soll über „many narrow and winding roads“ gehen. Na, ich lass mich überraschen was die Holländer sich darunter so vorstellen….