Motorrad-Reisen und -Touren

moppedfahn

Tag 142 – Kurvenparadies

22. November – 183 km von Osini nach Oristano

Temperaturen bis 21°C, die lass ich mir gefallen Ende November. Und Sonne, wunderbare Landschaft, tolle Kurven. Der Spassfaktor hier ist schon ziemlich hoch.  Den Teil mit den Kurven habe ich mal in einen kurzen Clip gegossen.

Apropos Spass: Die Heidenau K60 Scout bleiben drauf. Gestern der Schotter und heute die Strasse hat mich final überzeugt Die lassen sich klasse fahren. Bis zum Rand. Nur auf den letzten paar Millimetern schwabbeln sie. Aber gut. Das merkt man dann halt.

Und gleich nochmal Werbung: Die Tracks und Routen hier kommen von http://de.wikiloc.com. Sehr gut gemachte Website mit Tracks für alle möglichen Outdoor-Aktivitäten.

Die Tour von heute ist auch von dort und führt mich nach Oristano. Dort finde ich ein schnuckeliges kleines B&B mit eigener Küche. Das mit der Küche war zwar nicht so geplant, aber zumindest konnte ich heute so ein paar meiner Vorräte aufbrauchen und Gewicht reduzieren. Ladegewicht. Mein Gewicht ist eher so nicht weniger geworden auf der Tour.

Wobei jezt natürlich sowas von ausserhalb der Saison ist, das fühlt sich schon etwas komisch an, wenn man der Gast ist, wie gestern im Hotel auch.

Der Lost Place für heute, passenderweise in der Gemeinde Ruinas.

Lost Place bei Ruinas, Sardinien, Italien

Tag 141 – Schotter

21. November – 81.5 km rund um Osini

Gestern Abend dachte ich erstmal, dass die Kuhglocken schon näher sind, als sie sein sollten. Waren sie auch. Kuh an Kuh, quasi.  Die Hörner habe ich zwar nur schemenhaft wahrgenommen, aber es hat gereicht um Hoffnung zu hegen, dass das Viech sich nicht an meinem Mopped mit was auch immer vergeht.

Kuh an Kuh

Heute morgen habe ich spontan beschlossen, noch eine Nacht hier im Hotel Scala San Giorgio zu bleiben. Es hetzt mich keiner, das Hotel ist unglaublich günstig, mitten im Nirgendwo und umgeben von Schotter. Also bin ich quasi im Paradies. Mal wieder.

An alle Mitleser, die des Schotters Freund sind: Ich wäre auch für eine weitere Tour hierher zu haben. Oh. Übrigens: Und das Essen ist auch noch gut. Und der Mirto wird von Tag zu Tag mehr im gleichen Glas.

Der Schotter von heute zusammengefasst im Video

Am Ende der Strecke war mal wieder einer dieser Lost Places, die seit tausenden von Jahren verlassen sind.

Anfahrt zum Nuraghe bei Osini, Sardinien, Italien Nuraghe bei Osini, Sardinien, Italien Nuraghe bei Osini, Sardinien, Italien

Die Anlage ist aus dem Jahr 1600 – 600 v. Chr. und beeindruckt mich. Eigentlich nur ein paar aufgeschichtete Steine. Aber aus einer Zeit die jenseits meiner Vorstellungskraft liegt, 3’600 Jahre in der Vergangenheit.

Weiter ging’s auf Schotter nach einer kurzzeitigen Verwirrung des Navi, das mich auf direktem Weg zum Ziel schickt. Was für ein Blödsinn. Wer kommt auf sowas?

Schotter bei Ulassai, Sardinien, Italien

Aber es gab noch ein paar Lost Places neuerer Zeit auf dem Weg

Lost Place bei Ulassai, Sardinien, Italien

Was die Lost Places älterer Generation angeht: Sogar mehr oder weniger gleich neben dem Hotel steht so ein Ding. Scheinbar kennt das aber keiner. Zumindest im Internet konnte ich nichts darüber finden.  Habe überhaupt sehr wenig darüber gefunden, was der eigentliche Zweck dieser Bauten war. Ausser Kultstätte findet man nichts. In diesem Sinne sind sicherlich auch die Kirchen sowie deren Äquivalente anderer Religionen Kultstätten. Aber wenn oder was man da weshalb be’kultet‘ hat, das sagt keiner. 

Nuraghe Sanu, Osini, Sardinien, ItalienNuraghe Sanu, Osini, Sardinien, Italien

Tag 140 – Sardinien

20. November – 258.5 km von Porto Torres nach Osini

Beim Ausfahren von der Fähre sind es morgens vor 9 schon 14°C und Sonne. So hatte ich mir das gewünscht bzw. gehofft. Und die Woche soll so bleiben. Die Landschaft ist auch noch so schön wie eh und je.

Typische sardische Landschaftsformation Sardische Flusslandschaft

Leider sehe ich auch ziemlich viele wilde Müllkippen. Das ist nicht nur hässlich und stinkt, das ist auch noch Umweltsauerei. Und dabei fällt mir auf, dass ich schon Ewigkeiten in Deutschland oder der Schweiz keine wilden Müllkippen mehr gesehen habe. Da hat sich in den letzten 20 Jahren doch wohl etwas im Bewusstsein der Leute geändert. Und das ist gut.

Die erste Hälfte der Strecke ist allerdings eher langweilig. Dabei hatte ich Sardinien als Kurvenparadies in Erinnerung und befürchtete schon, beim letzten Mal einfach nur Glück mit der Streckenauswahl gehabt zu haben. Nach knapp der Hälfte der Strecke wechseln die Strassen und werden wieder so, wie ich sie in Erinnerung hatte: Kurven, Kurven, Kurven. Wenn ich da eine Strasse hingebaut hätte, hätte ich sie einfach grade gemacht. Aber die Sarden machen da Kurven rein. Und was für welche!

Hoch geht’s auch, bis auf maximal 1039 Meter ü. M. Für so eine kleine Insel nicht so schlecht.

Ansonsten gibts vor, in und hinter den Kurven auch allerlei Getier auf der Strasse. Pferde, Kühe, Wildschweine, Ziegen, Schaafe. Das ist nicht nur so eine Aufzählung, das alles lief mir heute über den Weg. Im wahrsten Sinne des Wortes reger Wildwechsel.

Kühe und Kurven, Sardinien, Italien

Es sind auch auffallend viele Jäger unterwegs. Die grüssen alle ganz freundlich und zuerst plagt mich schon wieder das schlechte Gewissen, dass ich wo reingefahren wäre, wo ich nicht hätte reinfahren sollen. Aber die sind einfach nur nett und grüssen.

Faszinierend fand ich auch die Gigantengräber. Kultanlagen auf Sardinien aus der Zeit von 2’200 bis 1’600 v. Chr.  Das unten auf den Fotos ist das von Madau, aber die sind über die ganze Insel verstreut. Lost Places, quasi. Allerdings schon weit 2’000 Jahren verlassen. Dafür sind sie echt noch gut in Schuss.

 

Vorderansicht Gigantengrab bei Madau, Sardinien, Italien Vorderansicht Gigantengrab bei Madau Seitlenansicht Gigantengrab bei Madau, Sardinien, Italien Einblick in Gigantengrab bei Madau, Sardinien, Italien Rückansicht Gigantengrab bei Madau, Sardinien, Italien

Tag 139 – Sonne geniessen

19. November – 176.8 km von Pigna nach Genua

Da es von Pigna nach Genua nicht so weit ist, lasse ich den Tag gemütlich angehen. Das ist auch ganz gut so, weil ich doch noch ein wenig kaputt vom Training gestern bin obwohl ich gut geschlafen habe. Um mal wieder Küste und Autobahn zu umgehen gehts erstmal in die Berge. Die italienischen Strässchen stehen den französischen um nichts nach und ich habe auf Asphalt – oder das, was es mal gewesen ist, grossen Spass bis Albenga. In die Karte rein zoomen, dann sieht man den Spass besser 🙂

Irgendwo wird eingekauft und bei 19°C und Sonne, ruft mir ein Eisbecher im Supermarkt ganz laut zu: Kauf mich! Du willst es doch auch! Da konnte ich natürlich nicht nein sagen. So gibts dann am nächstbesten Hafen in Loano eine Pause mit Eisbecher, Brot und Käse mit Blick auf Fischerboote und die ein oder andere Yacht.

Fischerboote im Hafen von Loano, Ligurien, Italien

Yachten im Hafen von Loano, Ligurien, ItalienUnd Enten gabs. Mir war bisher gar nicht bewusst, dass die auch ins Meerwasser gehen. Tun sie aber und sie schienen sich wohl zu fühlen.

Enten im Hafen von Loano, Ligurien, ItalienWeiter ging’s dann über die Autobahn nach Genua. Klingt toll, ist es aber nicht. Genua wäre sicherlich kein Ort, an dem ich länger bleiben wollen würde.

Aber von Genua aus gehts eben per Fähre weiter Richtung Sardinien. Vor dem Ende der Tour noch ein wenig Wärme tanken, bevor es in die kalte Schweiz zurück geht. Ich wundere mich immer wieder, wie gross diese Fähren sind. Da geht schon einiges rein.

Fährschiff Sharden, Tirenia Flotte im Hafen von Genua, ItalienMeine Fahrerfahrungen in Italien habe ich auch gleich mal in den Länderbericht Italien gegossen.

Tag 138 – Zurück in Pigna

18. November – Die Dicke blieb in Pigna stehen

Heute war Trial-Trainingstag in Pigna bei Peter Fischer auf Beta Alp 200.

Beta Alp 200

Den hatte ich vor zwei Jahren als Tourgide bei der Hechlinger Seealpen-Tour kennengelernt. Wieder einmal ein ganz grosser Spass und ich werde sicherlich gut schlafen heute. Eigentlich müsste ich jetzt noch zwei Tage hier bleiben, damit mehr Sicherheit reinkommt. Aber leider nicht dieses Jahr.

Beta Alp im Wald

Einmal mehr bin ich froh, dass dass hier keine kommerzielle Seite ist und ich hemmungslos Werbung für gute Dinge machen kann. Also: Das war grade Werbung für gute Dinge. 🙂

Und weil kein Tag ohne Lost Place vergehen sollte, hier noch einer der vielen, die wir auf der Tour gesehen haben. War wohl mal eine Teil einer alten Militäranlage zur Grenzbefestigung. Denn wie ich am Abend gesehen habe, steht bzw. stand das Ding genau auf der Grenze zwischen Frankreich und Italien.

Alte Militäranlage zur Grenzbefestigung

 

Tag 137 – Italien

17. November – 282.9 km von Peyrolles-en-Provence nach Pigna

Gleiches Spiel, gleiches Glück. 380 km auf kurvenreichen Strecken ist ein wenig viel für entspanntes Fahren. Aber trotdzem erstmal die Kurven eingestellt, auf kürzere Zeit umstellen kann ich später immer noch. Gesagt, getan. Und nicht bereut. Der Morgentau hängt noch in den Wiesen und Spinnweben sind wie Perlenketten in den Bäumen und Gräsern aufgespannt.

Morgentau in Spinnweben bei Bois du Défens Vieux, Gréoux-les-Bains, Frankreich Morgentau in Spinnweben bei Bois du Défens Vieux, Gréoux-les-Bains, Frankreich Morgentau in Spinnweben bei Bois du Défens Vieux, Gréoux-les-Bains, Frankreich

Im weiteren Verlauf komme ich auch in Deutschland/Provence vorbei. Heisst natürlich hier auf französisch „Allemagne“. Aber war da, gibts wirklich und ist nicht erfunden.

Allemagne-en-Provence, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich

Die Tour geht weiter über den Gorges du Verdon und der D952 mit nochmal besseren Kurven und traumhaften Aussichten die zum Pausieren und Fotografieren einladen. Was mir zwei Erkenntnisse beschert: 1. Ich komme mal wieder nicht so richtig vorwärts. 2. Ist die Schlucht auf meiner Fahrbahnseite fahre ich deutlich unentspannter als wenn sie auf der anderen Seite ist. Dabei macht das Vorhandensein von Mäuerchen, Leitplanken oder Mauern auch nochmal einen Unterschied. Oft gehts nämlich rechts runter. Ohne wenn und aber. Direkt in die Tiefe. Faktisch ziemlich egal. Gefühlt aber dann doch nicht.

Mopped-Pause bei Moustiers-Ste.-Marie, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich Ausblick bei Moustiers-Ste.-Marie, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich Lac de Sainte Croix, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich

Dabei frage mich mich mehr als einmal, warum um alles in der Welt sind die Franzosen auf die Idee gekommen da eine Strasse hin zu bauen. Und wie haben die das gemacht? Nicht dass mich das stört, ganz im Gegenteil. Die Strecke ist spitze. Aber wundern tut’s mich trotzdem.

Strassenbaukunst bei Rougon, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich

Der Fluss unten in der Schlucht dürfte geschätzt auf ein paar hundert Metern ü. M. liegen. Die Warnung vor plötzlichem Hochwasser, auch bei schönem Wetter, auf 1025 m ü. M. scheint mir daher ein wenig übertrieben. Aber nun. Besser zu viel gewarnt, als zu wenig.

Hochwassergefahr auf 1025 m ü. M.

Weiter geht’s Richtung Küste. Ich habe wie üblich auf Autobahn vermeiden stehen. Allerdings scheinen mir 40 km Stadtverkehr im Stau wenig erstrebenswert. Das Gröbste habe ich wohl umgangen, weil ich von Norden kam. Scheinbar ist ganz West-Nizza eine einzige Baustelle.  Abzweigungen sind nicht mehr da sind wo sie mal waren und Einfahrten sind verboten, wo sie laut Navi erlaubt sind. Eigentlich ist das aber eh egal, weil man sowieso fast nur steht und nicht vorwärts kommt. So kapituliere ich und begebe mich auf dem schnellstmöglichen Wege auf ein Stück Autobahn, um das Schlimmste zu umgehen.

Stau um Nizza

An dieser Stelle auch nochmal ein grosses Lob an die Heidenau K60 Scout. Ein Riesenspass. Ich könnt mich dran gewöhnen. Sie fahren sich nicht nur gut, sie sind auch noch günstiger und halten deutlich länger als die Conti TKC 80. Ich habe jetzt etwas über 2’000 km drauf und die Dinge sehen noch fast aus wie neu. Bin mal gespannt, wie lange sie dann letztlich halten werden.

 

 

Tag 136 – Provence

16. November – 350.9 km von Fraïsse sur Agout nach Peyrolles-en-Provence

Die Fahrt nach Pigna soll über kurvenreiche Strecke 850 km lang sein. Und das auf direktem Weg, ohne meine Wunsch-Strecke über Millau, Gorges du Tarn und Aven Armand. Das ist ein wenig arg viel für entspanntes Fahren. Also erstmal ein wenig Kurven und schöne Aussichten geniessen.

Castanet-le-Haut, Languedoc, Frankreich

Dann das Navi auf kürzeste Zeit (aber natürlich ohne Autobahn) eingestellt. Wobei auch diese Strecke Spass macht. Nicht so viel Spass wie die kurvenreiche Strecke, aber immerhin.

Dabei fallen mir mal wieder die Franzosen auf, die Platz machen. Zum Vergleich:

Deutschland, Autofahrer-Selbstgespräch: Ich komm an dem LKW nicht vorbei, dann dürfen die anderen auch nicht, und schon gar nicht die Motorrad-Raser von hinten.

Frankreich, Autofahrer-Selbstgespräch: Oh, da ist jemand von hinten schneller und käme an mir vorbei. Dann mach ich mal Platz, damit der nicht über die durchgezogene Linie in den Gegenverkehr muss.

Ich finde das extrem angenehm und bedanke mich jedesmal ganz freundlich per ‚Fuss raus‘. Natürlich macht das nicht jeder Autofahrer und immer. Aber in sehr grosser Anzahl als vollkommen übliche kooperative Verhaltensweise im Verkehr.

Etwas anderes, was ich so sonst auch nicht kenne: Einmal steh ich mal wieder vor einer Route Barée und mache wohl offensichtlich einen ich will aber da durch-Eindruck. Die Handzeichen eines Passanten sind eindeutig: Fahr da durch, da kommst du mit dem Mopped weiter. Stimmte auch. Kam ich.

Weitere hoffentlich nützliche Hinweise auf der Frankreich-Reiseseite.

Man merkt schon, ich finde mittlerweile Frankreich im Grossen und Ganzen ganz gut. Und das obwohl ich nie so ein Fan davon war. Französisches kreatives Design von Haushaltsgeräten hat mich schon so manches Mal in den Wahnsinn getrieben und meine Zusammenarbeit mit einer französischen Werbeagentur hat mich jeden Tag der Zusammenarbeit an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht ;).

Apropos kreatives französisches Design. So etwas habe ich bisher noch nirgendwo gesehen, nicht mal in Frankreich.

24h Waschen in La Tour-sur-Orb, Languedoc, FrankreichUnd auch heute wieder einen Lost Place gefunden bei dem ich nicht rausfinden konnte, was das mal war. Könnte eine Burg gewesen sein, aber dafür ist es dann doch wieder zu neu.

Lost Place im Cevennes Nationalpark, Saint-Laurent-le-Minier, Frankreich Lost Place im Cevennes Nationalpark, Saint-Laurent-le-Minier, Frankreich Lost Place im Cevennes Nationalpark, Saint-Laurent-le-Minier, Frankreich Lost Place im Cevennes Nationalpark, Saint-Laurent-le-Minier, Frankreich

Tag 135 – Fahrspass

15. November – 234.1 km von Amélie les Bains nach Fraïsse sur Agout

Ich glaube, ich erwähnte es schonmal: Ich mag Frankreichs Strassen. Mit dem heutigen Tag erküre ich Frankreich sogar zum Land des Fahrspasses. Und dabei ist es mir fast wurscht, dass die hiesigen Strassen die Reifen abrasieren. Wenn man sich die Strecke auf der Karte mal genauer anschaut sieht man, dass es fast kein grades Stück gibt.

Das hat soviel Spass gemacht, dass ich erst dann merke, dass die Temperatur unter 3°C geht, als der Eiswarner anfängt zu meckern. Ab da halte ich Strasse und Temperatur noch intensiver im Auge. Die letzen paar Kilometer sind’s dann nur noch 0 Grad. Dann wird’s auch höchste Zeit für Unterkunft, Dusche und Essen.

Apropos Reifen: Die Heidenau K60 Scout konnte ich jetzt erstmalig auf der Strasse ausfahren und ich habe absolut nichts zu meckern. Ganz im Gegenteil. Musste mich nur dran gewöhnen.

Ansonsten war heute nicht nur der Tag des Fahrspasses, sondern auch der der Lost Places und herbstlichen Weinberge. Herrliche Farben, herrliche Bilder. Nicht zuletzt deswegen, weil die Sonne gegen Fahrtende sehr plötzlich verdächtig tief steht. Hab einfach zu viel gebummelt und gestaunt.

Weinberg bei Latour-de-France, Languedoc, Frankreich

Lost Place bei Cesseras, Languedoc, Frankreich Lost Place bei Cesseras, Languedoc, Frankreich

Weinberg bei Tuchan, Languedoc, Frankreich

Lost Place bei Minerve, Languedoc, Frankreich Lost Place mit Aussicht bei Minerve, Languedoc, Frankreich

 

Tag 134 – Zurück in Frankreich

14. November – 234.5 km von Barcelona nach Amélie les Bains

Am Donnerstag will ich in Pigna sein, zum Trial Trainig. Also mehr oder minder auf direktem Wege dorthin. Da ich für die Strecke einen Tag Reserve habe, spare ich mir die Autobahn und fahre mal wieder richtige Strasse.

Gebucht hatte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn etwas auf der französischen Seite der Pyrenäen. Was mir allerdings erst später in vollem Umfang bewusst wird, als ich die ersten schneebedeckten Berggipfel sehe: Dafür muss ich ja über die Pyrenäen. Ich hoffe, dass der Pass, den ich mir ausgesucht habe offen ist. War er zum Glück.

Coll d'Ares offen

Allerdings wars da oben schon ziemlich frisch mit 1.5 °C auf 1’500 m. Ich glaube, viel später hätte ich nicht nach Frankreich zurück fahren dürfen.

Aber dafür waren die Strassen in Frankreich wieder ein Traum. Fahren wie Gott in Frankreich, quasi.

Tag 133 – Knack

13. November – 0 km von in Barcelona

Hauptprogrammpunkte heute: Die langsam abklingende Infektion und dadurch bedingte Verlängerung der Nachtruhe sowie die Sangrada Familia von innen und oben.

Was mich ja unter anderem sehr fasziniert, wie die da in luftiger Höhe die Kräne aufgebaut haben und das hält. Wie haben die die da hoch bekommen auf die Höhe der oberen Abschlüsse der kleineren Türme?

Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien

Die Aussicht von oben auf die Stadt und auf die laufenden Bauarbeiten war nicht von schlechten Eltern.

Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien Aussicht von der Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien

Hoch ging’s mit dem Aufzug, runter wurde gelaufen. Im Gänsemarsch. Viel Mehr Platz gabs da auch nicht.

Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien

Weiter runter ging’s über eine Treppe ohne Mittelsäule. Da konnte ich von oben nach unten durchgucken. Das war, gelinde gesagt ein wenig seltsam.

Treppenabgang Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, SpanienDann nach Innen. Der Audioguide hat sich definitiv gelohnt. Man erfährt viel, was einem sonst sicherlich nicht auffallen würde.

Die Fenster sind einfach unglaublich und leuchten die ganze Kirche farbig aus.

Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien

Decke und Säulen können sich ebenfalls sehen lassen.

Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien

Danach Tapas Essen und zurück zum Hotel, gemütlich den Abend ausklingen lasen. Zumindest war das der Plan. Zum Zimmer 614, Schlüsselkarte davor gehalten, grüne Lampe leuchtet, Türklinke drücken. Geht etwas schwer und ich drücke stärker. Dann geht sie mit einem Knack runter und bleibt in dieser Stellung stehen. Natürlich ist die Tür nicht auf.

Also runter zur Rezeption. Die Situation kurz erklärt und um Hilfe geben. Die Rezeptionistin nimmt sich die Generalkarte aber hat mit der natürlich ebensowenig Erfolg wie ich. Wir diskutieren ein wenig und einigen uns darauf, dass das Zimmer aufgemacht wird. Noch heute. Da das Hotel eine Sauna hat einigen wir uns auch darauf, dass es einen Saunabesuch gibt während sie sich um die Öffnung der Türe bemüht.

Nach dem ersten Saunagang auf die Terasse und an der Bar einen Gin-Tonic bestellt. Aufs Zimmer schreiben lassen. Bei 614 blickt der Barkeeper auf und sagt etwas von: Aaah. The blocked door mit einer Bewegung einer runterdrückenden Türklinke. Ich war etwas erstaunt, dass das schon durch’s ganze Hotel ist mit dem Malheur,  aber es stellt sich dann raus, dass die Rezeptionistin ihn wohl auch um Hilfe gebeten hatte, er aber nichts ausrichten konnte.

Da mittilerweile schone eine gute Stunde rum ist, denke ich, ich geh mal gucken. Da hab ich aber geguckt.

Türgewalt, Barcelona, Katalonien, Spanien

Mittlerweile war der Schlüsseldienst da und versuchte das Schloss aufzubekommen. Das wohl schon eine halbe Stunde lang und ziemlich erfolglos. Die Rezeptionistin war auch dabei und war sich sicher, sie bekämen die Türe auf. Ich sage so: Kein Problem, hätte grade oben auf der Terasse einen Gin & Tonic bestellt und ich wäre oben. Natürlich war ich, kam ja grade aus der Sauna, noch im Bademantel und Hotelschlappen. Die Rezeptionistin guckte mich von oben bis unten an und vergewisserte sich dann: Oben? Auf der Terrasse? Draussen? Sie hatte einen Blick drauf, aus dem sich ganz deutlich schliessen lässt, dass Spanier Mitte November bei 15 Grad im Bademantel wohl eher nicht auf der Dachterasse sitzen. Ich hab die Gedankenblase über ihrem Kopf förmlich gesehen: Die Irren Deutschen.

Wie auch immer. Der Gin & Tonic (mit Hendrick’s, ohne Tanqueray aber dafür mit Gurke), war gut. Danach also nochmal runter gucken. Und dann hab ich gleich nochmal geguckt. Die Türe war immer noch nicht auf und verwaist.

Türgewalt, Barcelona, Katalonien, Spanien

Auf dem Weg zurück zum Aufzug steigt der Schlüsseldienstler aus dem Aufzug aus. Mit zwei Gasflaschen in der Hand und einem freundlichen Hola auf den Lippen. Gedacht habe ich: Oha. Schweres Geschütz. Mein Blick war wohl aber eher in etwa so wie der von der Rezeptionistin vorher. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch an den Betrieb eines Schweissbrenners oder ähnlich.

Was macht man also, wenn man mitten in der Nacht im Hotel nicht ins Zimmer kommt: Also zur Bar nach unten noch was trinken.

Just in dem Moment gibt der Nachtportier grünes Licht für die offene Tür. Da war die Freude gross. Ich hatte aber zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung, wie richtig ich mit schweres Geschütz gelegen hatte. Der Schlüsseldienstler hatte nämlich die Gasflaschen nicht etwa dazu genutzt, um etwas aufzubrennen, sondern er hat die Türe damit aufgerammt. Das sowohl erfolgreich als auch mit entsprechenden Schäden am Türrahmen.

Türgewalt, Barcelona, Katalonien, Spanien

An der Türe war noch deutlich der Abdruck der Gasflasche zu sehen.

Türgewalt, Barcelona, Katalonien, Spanien

Soviel steht fest: In dem Hotel bricht man nicht mal so eben in ein Zimmer ein.

Bei all dem Zinnober auf dem Gang, inklusive des Aufkommens der Tür war das alles bestimmt nicht leise. Ich frage mich, was der Gast neben dem Zimmer wohl gedacht hat, der das ‚Bitte nicht stören‘ Zeichen aktiviert hatte….