Motorrad-Reisen und -Touren

Europa 2016

Tag 138 – Zurück in Pigna

18. November – Die Dicke blieb in Pigna stehen

Heute war Trial-Trainingstag in Pigna bei Peter Fischer auf Beta Alp 200.

Beta Alp 200

Den hatte ich vor zwei Jahren als Tourgide bei der Hechlinger Seealpen-Tour kennengelernt. Wieder einmal ein ganz grosser Spass und ich werde sicherlich gut schlafen heute. Eigentlich müsste ich jetzt noch zwei Tage hier bleiben, damit mehr Sicherheit reinkommt. Aber leider nicht dieses Jahr.

Beta Alp im Wald

Einmal mehr bin ich froh, dass dass hier keine kommerzielle Seite ist und ich hemmungslos Werbung für gute Dinge machen kann. Also: Das war grade Werbung für gute Dinge. 🙂

Und weil kein Tag ohne Lost Place vergehen sollte, hier noch einer der vielen, die wir auf der Tour gesehen haben. War wohl mal eine Teil einer alten Militäranlage zur Grenzbefestigung. Denn wie ich am Abend gesehen habe, steht bzw. stand das Ding genau auf der Grenze zwischen Frankreich und Italien.

Alte Militäranlage zur Grenzbefestigung

 

Tag 137 – Italien

17. November – 282.9 km von Peyrolles-en-Provence nach Pigna

Gleiches Spiel, gleiches Glück. 380 km auf kurvenreichen Strecken ist ein wenig viel für entspanntes Fahren. Aber trotdzem erstmal die Kurven eingestellt, auf kürzere Zeit umstellen kann ich später immer noch. Gesagt, getan. Und nicht bereut. Der Morgentau hängt noch in den Wiesen und Spinnweben sind wie Perlenketten in den Bäumen und Gräsern aufgespannt.

Morgentau in Spinnweben bei Bois du Défens Vieux, Gréoux-les-Bains, Frankreich Morgentau in Spinnweben bei Bois du Défens Vieux, Gréoux-les-Bains, Frankreich Morgentau in Spinnweben bei Bois du Défens Vieux, Gréoux-les-Bains, Frankreich

Im weiteren Verlauf komme ich auch in Deutschland/Provence vorbei. Heisst natürlich hier auf französisch „Allemagne“. Aber war da, gibts wirklich und ist nicht erfunden.

Allemagne-en-Provence, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich

Die Tour geht weiter über den Gorges du Verdon und der D952 mit nochmal besseren Kurven und traumhaften Aussichten die zum Pausieren und Fotografieren einladen. Was mir zwei Erkenntnisse beschert: 1. Ich komme mal wieder nicht so richtig vorwärts. 2. Ist die Schlucht auf meiner Fahrbahnseite fahre ich deutlich unentspannter als wenn sie auf der anderen Seite ist. Dabei macht das Vorhandensein von Mäuerchen, Leitplanken oder Mauern auch nochmal einen Unterschied. Oft gehts nämlich rechts runter. Ohne wenn und aber. Direkt in die Tiefe. Faktisch ziemlich egal. Gefühlt aber dann doch nicht.

Mopped-Pause bei Moustiers-Ste.-Marie, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich Ausblick bei Moustiers-Ste.-Marie, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich Lac de Sainte Croix, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich

Dabei frage mich mich mehr als einmal, warum um alles in der Welt sind die Franzosen auf die Idee gekommen da eine Strasse hin zu bauen. Und wie haben die das gemacht? Nicht dass mich das stört, ganz im Gegenteil. Die Strecke ist spitze. Aber wundern tut’s mich trotzdem.

Strassenbaukunst bei Rougon, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich

Der Fluss unten in der Schlucht dürfte geschätzt auf ein paar hundert Metern ü. M. liegen. Die Warnung vor plötzlichem Hochwasser, auch bei schönem Wetter, auf 1025 m ü. M. scheint mir daher ein wenig übertrieben. Aber nun. Besser zu viel gewarnt, als zu wenig.

Hochwassergefahr auf 1025 m ü. M.

Weiter geht’s Richtung Küste. Ich habe wie üblich auf Autobahn vermeiden stehen. Allerdings scheinen mir 40 km Stadtverkehr im Stau wenig erstrebenswert. Das Gröbste habe ich wohl umgangen, weil ich von Norden kam. Scheinbar ist ganz West-Nizza eine einzige Baustelle.  Abzweigungen sind nicht mehr da sind wo sie mal waren und Einfahrten sind verboten, wo sie laut Navi erlaubt sind. Eigentlich ist das aber eh egal, weil man sowieso fast nur steht und nicht vorwärts kommt. So kapituliere ich und begebe mich auf dem schnellstmöglichen Wege auf ein Stück Autobahn, um das Schlimmste zu umgehen.

Stau um Nizza

An dieser Stelle auch nochmal ein grosses Lob an die Heidenau K60 Scout. Ein Riesenspass. Ich könnt mich dran gewöhnen. Sie fahren sich nicht nur gut, sie sind auch noch günstiger und halten deutlich länger als die Conti TKC 80. Ich habe jetzt etwas über 2’000 km drauf und die Dinge sehen noch fast aus wie neu. Bin mal gespannt, wie lange sie dann letztlich halten werden.

 

 

Tag 136 – Provence

16. November – 350.9 km von Fraïsse sur Agout nach Peyrolles-en-Provence

Die Fahrt nach Pigna soll über kurvenreiche Strecke 850 km lang sein. Und das auf direktem Weg, ohne meine Wunsch-Strecke über Millau, Gorges du Tarn und Aven Armand. Das ist ein wenig arg viel für entspanntes Fahren. Also erstmal ein wenig Kurven und schöne Aussichten geniessen.

Castanet-le-Haut, Languedoc, Frankreich

Dann das Navi auf kürzeste Zeit (aber natürlich ohne Autobahn) eingestellt. Wobei auch diese Strecke Spass macht. Nicht so viel Spass wie die kurvenreiche Strecke, aber immerhin.

Dabei fallen mir mal wieder die Franzosen auf, die Platz machen. Zum Vergleich:

Deutschland, Autofahrer-Selbstgespräch: Ich komm an dem LKW nicht vorbei, dann dürfen die anderen auch nicht, und schon gar nicht die Motorrad-Raser von hinten.

Frankreich, Autofahrer-Selbstgespräch: Oh, da ist jemand von hinten schneller und käme an mir vorbei. Dann mach ich mal Platz, damit der nicht über die durchgezogene Linie in den Gegenverkehr muss.

Ich finde das extrem angenehm und bedanke mich jedesmal ganz freundlich per ‚Fuss raus‘. Natürlich macht das nicht jeder Autofahrer und immer. Aber in sehr grosser Anzahl als vollkommen übliche kooperative Verhaltensweise im Verkehr.

Etwas anderes, was ich so sonst auch nicht kenne: Einmal steh ich mal wieder vor einer Route Barée und mache wohl offensichtlich einen ich will aber da durch-Eindruck. Die Handzeichen eines Passanten sind eindeutig: Fahr da durch, da kommst du mit dem Mopped weiter. Stimmte auch. Kam ich.

Weitere hoffentlich nützliche Hinweise auf der Frankreich-Reiseseite.

Man merkt schon, ich finde mittlerweile Frankreich im Grossen und Ganzen ganz gut. Und das obwohl ich nie so ein Fan davon war. Französisches kreatives Design von Haushaltsgeräten hat mich schon so manches Mal in den Wahnsinn getrieben und meine Zusammenarbeit mit einer französischen Werbeagentur hat mich jeden Tag der Zusammenarbeit an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht ;).

Apropos kreatives französisches Design. So etwas habe ich bisher noch nirgendwo gesehen, nicht mal in Frankreich.

24h Waschen in La Tour-sur-Orb, Languedoc, FrankreichUnd auch heute wieder einen Lost Place gefunden bei dem ich nicht rausfinden konnte, was das mal war. Könnte eine Burg gewesen sein, aber dafür ist es dann doch wieder zu neu.

Lost Place im Cevennes Nationalpark, Saint-Laurent-le-Minier, Frankreich Lost Place im Cevennes Nationalpark, Saint-Laurent-le-Minier, Frankreich Lost Place im Cevennes Nationalpark, Saint-Laurent-le-Minier, Frankreich Lost Place im Cevennes Nationalpark, Saint-Laurent-le-Minier, Frankreich

Tag 135 – Fahrspass

15. November – 234.1 km von Amélie les Bains nach Fraïsse sur Agout

Ich glaube, ich erwähnte es schonmal: Ich mag Frankreichs Strassen. Mit dem heutigen Tag erküre ich Frankreich sogar zum Land des Fahrspasses. Und dabei ist es mir fast wurscht, dass die hiesigen Strassen die Reifen abrasieren. Wenn man sich die Strecke auf der Karte mal genauer anschaut sieht man, dass es fast kein grades Stück gibt.

Das hat soviel Spass gemacht, dass ich erst dann merke, dass die Temperatur unter 3°C geht, als der Eiswarner anfängt zu meckern. Ab da halte ich Strasse und Temperatur noch intensiver im Auge. Die letzen paar Kilometer sind’s dann nur noch 0 Grad. Dann wird’s auch höchste Zeit für Unterkunft, Dusche und Essen.

Apropos Reifen: Die Heidenau K60 Scout konnte ich jetzt erstmalig auf der Strasse ausfahren und ich habe absolut nichts zu meckern. Ganz im Gegenteil. Musste mich nur dran gewöhnen.

Ansonsten war heute nicht nur der Tag des Fahrspasses, sondern auch der der Lost Places und herbstlichen Weinberge. Herrliche Farben, herrliche Bilder. Nicht zuletzt deswegen, weil die Sonne gegen Fahrtende sehr plötzlich verdächtig tief steht. Hab einfach zu viel gebummelt und gestaunt.

Weinberg bei Latour-de-France, Languedoc, Frankreich

Lost Place bei Cesseras, Languedoc, Frankreich Lost Place bei Cesseras, Languedoc, Frankreich

Weinberg bei Tuchan, Languedoc, Frankreich

Lost Place bei Minerve, Languedoc, Frankreich Lost Place mit Aussicht bei Minerve, Languedoc, Frankreich

 

Tag 134 – Zurück in Frankreich

14. November – 234.5 km von Barcelona nach Amélie les Bains

Am Donnerstag will ich in Pigna sein, zum Trial Trainig. Also mehr oder minder auf direktem Wege dorthin. Da ich für die Strecke einen Tag Reserve habe, spare ich mir die Autobahn und fahre mal wieder richtige Strasse.

Gebucht hatte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn etwas auf der französischen Seite der Pyrenäen. Was mir allerdings erst später in vollem Umfang bewusst wird, als ich die ersten schneebedeckten Berggipfel sehe: Dafür muss ich ja über die Pyrenäen. Ich hoffe, dass der Pass, den ich mir ausgesucht habe offen ist. War er zum Glück.

Coll d'Ares offen

Allerdings wars da oben schon ziemlich frisch mit 1.5 °C auf 1’500 m. Ich glaube, viel später hätte ich nicht nach Frankreich zurück fahren dürfen.

Aber dafür waren die Strassen in Frankreich wieder ein Traum. Fahren wie Gott in Frankreich, quasi.

Tag 132 – Barcelona

12. November – 0 km von in Barcelona
Neben Ausschlafen war Stadtbummel angesagt. Einfach mal gucken.

Dabei fallen einem putzige Firmennamen ins Auge

Los Sacos, Barcelona, Katalonien, Spanien

Die Sagrada Familia darf natürlich auch nicht fehlen. Das ist schon ein beeindruckender Bau — und ja auch noch gar nicht fertig.

Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien

Danach zum Plaça de Catalunya zur Markthalle La Boqueria, in denen einem schon das Wasser im Munde zusammenlaufen kann

Gewürze in der Markthalle La Boqueria, Barcelona, Katalonien, Spanien

Dann zum Plaça Real, der mit seinen Palmen schon etwas sehr südeuropäisches hat.

Plaça Real, Katalonien, Barcelona, Katalonien, Spanien

Gegen Abend gings dann zum Hafen. Lag ja alles auf dem Weg.

Boje im Hafen, Barcelona, Katalonien, Spanien Untergehende Sonne im Hafen von Barcelona, Katalonien, Spanien

Der Innenhof des Hotels hatte bei Abendbeleuchtung nach oben fotografiert schon fast was von einer optischen Täuschung

Hotelinnenhof Negresco Princess, Barcelona, Katalonien, Spanien

Ansonsten hatte mich irgend eine Infektion erwischt, die mich regelmässig zum stillen Örtchen hat sprinten lassen. Ging aber alles gut. Hab rechtzeitig jeweils eins gefunden.

Tag 131 – Ereignisarm

11. November – 222.2 km von Peñíscola nach Barcelona

Der Tag war ebenso ereignisarm wie die vorherigen Tage. Die Möglichkeiten sind die gleichen: Autobahn, ‚Küsten’strasse oder aussen rum. Die Wahl fällt schweren Herzens wieder auf Autobahn. Aber was soll’s war viel und lang in Spanien unterwegs, da machen ein paar Tage Autobahn auch nichts. Das gute daran: Die Autobahn ist so gut wie leer und TipTop gepflegt. Bei den Preisen wundert mich das auch nicht. Die Spanier nehmen’s von den Lebendigen. So um die 13 Cent pro Kilometer. Das läppert sich dann doch.

Tag 130 – Peñíscola

10. November – 365.7 km von Elche nach Peñíscola

Ich kann nichts dafür. Der Ort heisst wirklich so. Ich habe einfach nur wie üblich nach einer guten Unterkunft zu akzeptablem Preis in der Richtung, in die ich fahre gesucht. Aber mein heutiges Ziel hat zumindest bei einigen Freunden schon für Lacher gesorgt. Aber ich hab trotzdem einen Wein zum Abendessen genossen. Keine Cola.

Eigentlich dachte ich ja auch, mir einen gemütlichen Fahr-Tag machen zu wollen. Aber auf dem Weg nach Barcelona gab es drei Möglichkeiten:

  1. Durch’s Hinterland mit 260 km und 3 Stunden mehr als direkt
  2. Über die Autobahn
  3. An der Küste entlang

Die erste Option fällt weg. 600 km in zwei Tagen ist recht stressfrei zu machen. Aber 260 km mehr scheint keine gute Idee für stressfrei. Ausserdem habe ich gestern gemerkt, dass es verdammt schnell verdammt kühl wird, sobald man von der Küste weg fährt. Kalt hab ich auf dem Mopped noch lang genug.

Die zweite Option klingt so gar nicht verlockend. Das hatte ich gestern erst.

Die dritte Option scheint das kleinste Übel. Auch wenn ich damit rechne, dass an der Küste natürlich alles zugebaut ist. Jeder will ja schliesslich an der Küste wohnen.

Das geht auch erstmal gut. Bis dann die vielen kleinen Dörfer anfangen. Zwischen den Dörfern hänge ich hinter LKW, an denen ich wegen Gegenverkehrs kaum vorbeikomme. Und in den Dörfern quält sich die ganze Schlange an den massig roten Ampeln vorbei.

Hinter LKWs herfahren ist aus mehreren Gründen keine meiner Lieblingsbeschäftigungen:

  1. Man wird ganz schön durchgeschüttelt von der Windschleppe, die die Lastwagen hinter sich herziehen. Das gilt übrigens auch für PKW, die grade so modern sind (die, in denen man was höher sitzt)
  2. Ich sehe nichts. Aber so gar nichts
  3. Da wo eigentlich 90 oder 100 erlaubt wäre, komme ich trotzdem nicht so schnell vorwärts

Auch das Umschalten auf Spanischen-Roller-Simulationsmudus bringt nur kurz Linderung. Also entscheide ich mich schweren Herzens dann doch für Autobahn.

Und nun sitze ich hier auf dem Balkon meines Zimmers bei 16°C um 22:00 Uhr des 10. November, rauche die letzte der Abschiedszigarren aus dem Care-Paket meiner Ex-Kollegen (sehr lecker, Dankeschön! 🙂 ), höre dem Meer zu, der Halbmond scheint über mir und schreibe diesen Blog-Beitrag. Es gibt durchaus Schlimmeres.

Aber tatsächlich: Heute ist der erste Tag, ohne ein einziges Foto. Nur einen Screenshot vom Navi konnte ich grade noch rechtzeitig machen. Man sehe mir die 2 km/h Geschwindigkeitsübertretung nach.Peñíscola

 

Tag 129 – Ufosichtung

9. November – 608 km von Gibraltar nach Elche

Gestern als ich die Sache mit dem Gin geschrieben habe, dachte ich noch so, ob ich da nicht vielleicht ein wenig zu pingelig bin und hab noch ein wenig nachgedacht. Aber es würde ja auch keiner auf die Idee kommen (hoffe ich zumindest), Kristallweizen und Kölsch zu mischen weil’s gleich aussieht und Bier ist.

Bestätigt wurde ich dann auch noch beim Auschecken. Gefragt ob alles in Ordnung gewesen sei bin ich sehr zufrieden — bis auf die Leistung des Barkeepers. Als ich meine Gin-Story erzähle, ernte ich erstmal die Bitte, das nochmal zu erzählen. Und dann ein ungläubiges Gesicht mitsamt dem Kommentar: Geht ja gar nicht. Man mischt ja auch nicht Rum und Whiskey. Wir lachen beide herzlich bei dem Vergleich und der Tag fängt gut an.

Durch den reifenwechselbedingten Zwangs-Stopp in Portugal fehlen mir jetzt ein paar Tage. Daher war heute Autobahn-Tag. Bis auf ein kurzes Stück, zumindest. Das hatte es aber in sich. Schöne Kurven (warum vertippe ich mich bei Schöne und die Autokorrektur macht Schnee daraus? 🙂 ) in denen ich Vertrauen in die neuen Reifen bekomme.

Dann noch ein traumhaftes Bergdorf namens Ojén im Hinterland der Costa del Sol

Ojén, Andalusien, Spanien

und Ufo Sichtungen in der gleichen Gegend.Ufo-Sichtung bei Ojén, Andalusien, Spanien Ufo-Sichtung bei Ojén, Andalusien, Spanien

Oh. Und Donald Trump wird Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Aber letzteres ist ja kalter Kaffee. Das haben die Simpsons ja schon im Jahr 2000 vorhergesagt.

 

P.S.: Die Ufo-Sichtungen sind natürlich von mir frei erfunden. Die Bilder der Wolkenformationen sind allerdings echt. Für den Rest garantiere ich nicht und hoffe, dass ich gleich aus dem schlechten Traum aufwache.

Tag 128 – Mission accomplished

8. November – 194 km von Jerez de la Frontera nach Gibraltar

Die ganze Tour stand in gewisser Weise unter dem Motto Vom Nordkapp nach Gibraltar. So. Jetzt bin ich hier. Nach über 23’000 km und 128 Tagen: Ziel erreicht. Jetzt kann’s heim gehen in die Schweiz. Natürlich nicht direkt, sondern über Los, sprich Barcelona, Pigna und Sardinien. Der direkte Weg ist ja langweilig.

Und dass ich ausgerechnet an Tag 128 hier bin, war keineswegs geplant. Das hat sich so ergeben. Ich würde ja nicht behaupten, dass das Zufall sei. Weil ich an Zufälle nicht wirklich glaube.

Heute auf dem Weg durch diesen Teil Andalusiens scheint mir, dass das ein extrem armer Landstrich ist. Ausser Strasse und Windrädern ist da quasi nichts. Gehöfte, die mal da waren, sind verfallen und verlassen. Ich hab das mal bei Wikipedia nachgeschlagen und im ersten Quartal 2013 lag die Arbeitslosigkeit bie 36.8%. Ich unke jetzt mal, dass sich daran nicht viel geändert hat und finde es ganz krass, dass man das beim Durchfahren schon bemerken kann.

Putzige Schilder haben die hier aber. Dafür, dass kein Verkehr ist, ein ganz schön grosses Warnschild. Mir ist nur nicht klar, wovor das Schild warnen soll. Vor Autos, die plötzlich und ohne jeden Grund abbremsen? Das würde mir noch einleuchten. Vor Kurven (das hatten wir schon ein paar Mal in anderen Ländern) machen das die Spanier nämlich mal gerne.

Warnschild in Andalusien, Spanien

Erste Station des Tages: Tarifa. Der südlichste Punkt von Festlandeuropa, zumindest war das der Plan. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich auf dieser Tour schon vor gesperrten Strassen gestanden habe. Aber das ausgerechnet das eigentliche Ziel der Reise durch eine Strassenbaustelle unerreichbar ist, das wurmt mich doch im ersten Moment.

Das Schild, dass da nach links zeigt, ist ein Fake. Da ging’s ins Hafengelände und von da aus auch nicht mehr weiter. Ich habe geguckt. Rien ne va plus.

Strasse zum Punta de Tarifa, Andalusien, Spanien gesperrt

Dafür habe ich ein wenig weiter einen Schotterweg gefunden. Mit Zugang zum Wasser und menschenseelenleer. Genau das Richtige, um diesen Moment zu geniessen.

Schotter in Tarifa, Andalusien, Spanien

Afrika, von Tarifa, Andalusien, Spanien aus gesehen

Die Berge im Hintergrund ist schon Afrika. Sieht man auch nicht alle Tage.

Weiter ging’s nach Gibraltar. Ich hatte mir vorher keine Gedanken drüber gemacht. Aber als der Herr an der Grenze mich in feinstem British English nach meinem Pass fragt, frage ich mich, auf welcher Strassenseite ich denn nach der Grenze fahren muss. Glücklicherweise fahren die Rollerfahrer in Gibraltar genau so kamikazemässig wie die in Spanien und ich hänge mich an einen ran. Damit beantwortet sich dann auch die Frage: Auf der rechten Seite.

Gibraltar gehört zu den britischen Überseegebieten und ist ein eigenständiges Land. Naturgemäss also stark mit Grossbritannien verbändelt. Dazu komme ich gleich noch.

Zur Feier des Tages hab ich mir mal ein Hotel mit Meerblick und Balkon geleistet. Vom Bett aus seh ich Afrika. Wer kann das schon sagen? 🙂

Afrika vom Hotel Rock aus gesehen

Natürlich ist die Küche hier britisch geprägt und ich kann nicht anders, ich muss mir Fish & Chips bestellen. Die zweiten in viereinhalb Monaten, von daher vertretbar. Und sogar sehr gut.

Ausserdem war mir nach Gin & Tonic weil ich an der Bar gesehen hatte, dass die Hendrick’s haben. Da wir uns ja nun in einem britischen Überseegebiet befinden und Queen Mum mit Gin & Tonic über 100 Jahre alt geworden ist, möchte man denken, dass die Briten und deren Anhängsel sich mit Gin & Tonic auskennen. Möchte man. Die Geschichte ist so tragisch, die ist schon wieder lustig und muss ich einfach zum Besten geben.

Ich: Könnte ich einen Gin & Tonic mit Hendrick’s bekommen, bitte?

Barkeeper: Nickt, holt Glas, wirft Zitrone rein und Eis. Ich sehe, dass sie Gurken da liegen haben aber sage erstmal nichts. Dann zückt er die Tanqueray Flasche.

Ich: Mit Hendrick’s bitte.

Barkeeper: Stellt etwas wiederwillig die grüne Flasche weg und holt die braune. Versucht den Gin in das Glas zu geben. Es kommt nichts. Er zieht die Dosierkappe ab und kippt den Rest der Flasche in das Glas. Es reicht aber nicht ganz.

Britisches Paar neben mir: This might be dead.

Ich: Nicke. Lächle sie an. This one is pretty dead.

Barkeeper: Fängt hektisch an, nach einer neuen Flasche zu suchen. Auch Konsultation seiner Kollegen gibt kein klares Ergebnis. Die Brocken spanisch, die sie sich zuwerfen lassen mich schliessen, dass es irgendwo im Keller oder im Vorratsraum noch eine Flasche geben muss. Der Barkeeper beschliesst aber, dass es keine gibt, zückt wieder die Tanqueray Flasche und schraubt sie auf.

Ich: Ahne, was er vor hat. Please don’t mix that

Barkeeper: Ignoriert meine Bitte, sagt so etwas wie Gin ist Gin und kippt den Tanqueray auf den Hendrick’s.

Ich: Werfe einen hilflosen und ungläubigen Blick zu den beiden Briten

Britisches Paar: Gucken genau so hilflos, ungläubig, sichtlich amüsiert mit einem mitleidsvollen Blick zurück

Ich: You cannot mix that

Barkeeper: Merkt wohl, dass er zu weit gegangen ist. Fragt mich ob ich einen Tanqueray will, stattdessen.

Ich: Hatte mich zwar auf den Hendrick’s gefreut, aber sei’s drum. Mag den anderen ja auch gerne und ergebe mich in mein Schicksal.

Barkeeper: Stellt ein neues Glas hin. Zitrone, Eis, Tanquaray und macht einen ‚fertig‘ Eindruck.

Ich: Gebe ihm die Anstandssekunden, warte, ob noch was passiert und bitte ihn dann, dass er doch bitte auch noch Tonic zum Gin & Tonic dazu tut.

Dann endlich habe ich mein Getränk, kann zahlen und die Briten und ich werfen uns amüsierte Blicke zu, als ich an den beiden vorbeigehe.

Aber sei’s drum. Toller Tag, tolle Tour und ich möchte nichts davon missen!