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Tag 129 – Ufosichtung

9. November – 608 km von Gibraltar nach Elche

Gestern als ich die Sache mit dem Gin geschrieben habe, dachte ich noch so, ob ich da nicht vielleicht ein wenig zu pingelig bin und hab noch ein wenig nachgedacht. Aber es würde ja auch keiner auf die Idee kommen (hoffe ich zumindest), Kristallweizen und Kölsch zu mischen weil’s gleich aussieht und Bier ist.

Bestätigt wurde ich dann auch noch beim Auschecken. Gefragt ob alles in Ordnung gewesen sei bin ich sehr zufrieden — bis auf die Leistung des Barkeepers. Als ich meine Gin-Story erzähle, ernte ich erstmal die Bitte, das nochmal zu erzählen. Und dann ein ungläubiges Gesicht mitsamt dem Kommentar: Geht ja gar nicht. Man mischt ja auch nicht Rum und Whiskey. Wir lachen beide herzlich bei dem Vergleich und der Tag fängt gut an.

Durch den reifenwechselbedingten Zwangs-Stopp in Portugal fehlen mir jetzt ein paar Tage. Daher war heute Autobahn-Tag. Bis auf ein kurzes Stück, zumindest. Das hatte es aber in sich. Schöne Kurven (warum vertippe ich mich bei Schöne und die Autokorrektur macht Schnee daraus? 🙂 ) in denen ich Vertrauen in die neuen Reifen bekomme.

Dann noch ein traumhaftes Bergdorf namens Ojén im Hinterland der Costa del Sol

Ojén, Andalusien, Spanien

und Ufo Sichtungen in der gleichen Gegend.Ufo-Sichtung bei Ojén, Andalusien, Spanien Ufo-Sichtung bei Ojén, Andalusien, Spanien

Oh. Und Donald Trump wird Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Aber letzteres ist ja kalter Kaffee. Das haben die Simpsons ja schon im Jahr 2000 vorhergesagt.

 

P.S.: Die Ufo-Sichtungen sind natürlich von mir frei erfunden. Die Bilder der Wolkenformationen sind allerdings echt. Für den Rest garantiere ich nicht und hoffe, dass ich gleich aus dem schlechten Traum aufwache.

Tag 128 – Mission accomplished

8. November – 194 km von Jerez de la Frontera nach Gibraltar

Die ganze Tour stand in gewisser Weise unter dem Motto Vom Nordkapp nach Gibraltar. So. Jetzt bin ich hier. Nach über 23’000 km und 128 Tagen: Ziel erreicht. Jetzt kann’s heim gehen in die Schweiz. Natürlich nicht direkt, sondern über Los, sprich Barcelona, Pigna und Sardinien. Der direkte Weg ist ja langweilig.

Und dass ich ausgerechnet an Tag 128 hier bin, war keineswegs geplant. Das hat sich so ergeben. Ich würde ja nicht behaupten, dass das Zufall sei. Weil ich an Zufälle nicht wirklich glaube.

Heute auf dem Weg durch diesen Teil Andalusiens scheint mir, dass das ein extrem armer Landstrich ist. Ausser Strasse und Windrädern ist da quasi nichts. Gehöfte, die mal da waren, sind verfallen und verlassen. Ich hab das mal bei Wikipedia nachgeschlagen und im ersten Quartal 2013 lag die Arbeitslosigkeit bie 36.8%. Ich unke jetzt mal, dass sich daran nicht viel geändert hat und finde es ganz krass, dass man das beim Durchfahren schon bemerken kann.

Putzige Schilder haben die hier aber. Dafür, dass kein Verkehr ist, ein ganz schön grosses Warnschild. Mir ist nur nicht klar, wovor das Schild warnen soll. Vor Autos, die plötzlich und ohne jeden Grund abbremsen? Das würde mir noch einleuchten. Vor Kurven (das hatten wir schon ein paar Mal in anderen Ländern) machen das die Spanier nämlich mal gerne.

Warnschild in Andalusien, Spanien

Erste Station des Tages: Tarifa. Der südlichste Punkt von Festlandeuropa, zumindest war das der Plan. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich auf dieser Tour schon vor gesperrten Strassen gestanden habe. Aber das ausgerechnet das eigentliche Ziel der Reise durch eine Strassenbaustelle unerreichbar ist, das wurmt mich doch im ersten Moment.

Das Schild, dass da nach links zeigt, ist ein Fake. Da ging’s ins Hafengelände und von da aus auch nicht mehr weiter. Ich habe geguckt. Rien ne va plus.

Strasse zum Punta de Tarifa, Andalusien, Spanien gesperrt

Dafür habe ich ein wenig weiter einen Schotterweg gefunden. Mit Zugang zum Wasser und menschenseelenleer. Genau das Richtige, um diesen Moment zu geniessen.

Schotter in Tarifa, Andalusien, Spanien

Afrika, von Tarifa, Andalusien, Spanien aus gesehen

Die Berge im Hintergrund ist schon Afrika. Sieht man auch nicht alle Tage.

Weiter ging’s nach Gibraltar. Ich hatte mir vorher keine Gedanken drüber gemacht. Aber als der Herr an der Grenze mich in feinstem British English nach meinem Pass fragt, frage ich mich, auf welcher Strassenseite ich denn nach der Grenze fahren muss. Glücklicherweise fahren die Rollerfahrer in Gibraltar genau so kamikazemässig wie die in Spanien und ich hänge mich an einen ran. Damit beantwortet sich dann auch die Frage: Auf der rechten Seite.

Gibraltar gehört zu den britischen Überseegebieten und ist ein eigenständiges Land. Naturgemäss also stark mit Grossbritannien verbändelt. Dazu komme ich gleich noch.

Zur Feier des Tages hab ich mir mal ein Hotel mit Meerblick und Balkon geleistet. Vom Bett aus seh ich Afrika. Wer kann das schon sagen? 🙂

Afrika vom Hotel Rock aus gesehen

Natürlich ist die Küche hier britisch geprägt und ich kann nicht anders, ich muss mir Fish & Chips bestellen. Die zweiten in viereinhalb Monaten, von daher vertretbar. Und sogar sehr gut.

Ausserdem war mir nach Gin & Tonic weil ich an der Bar gesehen hatte, dass die Hendrick’s haben. Da wir uns ja nun in einem britischen Überseegebiet befinden und Queen Mum mit Gin & Tonic über 100 Jahre alt geworden ist, möchte man denken, dass die Briten und deren Anhängsel sich mit Gin & Tonic auskennen. Möchte man. Die Geschichte ist so tragisch, die ist schon wieder lustig und muss ich einfach zum Besten geben.

Ich: Könnte ich einen Gin & Tonic mit Hendrick’s bekommen, bitte?

Barkeeper: Nickt, holt Glas, wirft Zitrone rein und Eis. Ich sehe, dass sie Gurken da liegen haben aber sage erstmal nichts. Dann zückt er die Tanqueray Flasche.

Ich: Mit Hendrick’s bitte.

Barkeeper: Stellt etwas wiederwillig die grüne Flasche weg und holt die braune. Versucht den Gin in das Glas zu geben. Es kommt nichts. Er zieht die Dosierkappe ab und kippt den Rest der Flasche in das Glas. Es reicht aber nicht ganz.

Britisches Paar neben mir: This might be dead.

Ich: Nicke. Lächle sie an. This one is pretty dead.

Barkeeper: Fängt hektisch an, nach einer neuen Flasche zu suchen. Auch Konsultation seiner Kollegen gibt kein klares Ergebnis. Die Brocken spanisch, die sie sich zuwerfen lassen mich schliessen, dass es irgendwo im Keller oder im Vorratsraum noch eine Flasche geben muss. Der Barkeeper beschliesst aber, dass es keine gibt, zückt wieder die Tanqueray Flasche und schraubt sie auf.

Ich: Ahne, was er vor hat. Please don’t mix that

Barkeeper: Ignoriert meine Bitte, sagt so etwas wie Gin ist Gin und kippt den Tanqueray auf den Hendrick’s.

Ich: Werfe einen hilflosen und ungläubigen Blick zu den beiden Briten

Britisches Paar: Gucken genau so hilflos, ungläubig, sichtlich amüsiert mit einem mitleidsvollen Blick zurück

Ich: You cannot mix that

Barkeeper: Merkt wohl, dass er zu weit gegangen ist. Fragt mich ob ich einen Tanqueray will, stattdessen.

Ich: Hatte mich zwar auf den Hendrick’s gefreut, aber sei’s drum. Mag den anderen ja auch gerne und ergebe mich in mein Schicksal.

Barkeeper: Stellt ein neues Glas hin. Zitrone, Eis, Tanquaray und macht einen ‚fertig‘ Eindruck.

Ich: Gebe ihm die Anstandssekunden, warte, ob noch was passiert und bitte ihn dann, dass er doch bitte auch noch Tonic zum Gin & Tonic dazu tut.

Dann endlich habe ich mein Getränk, kann zahlen und die Briten und ich werfen uns amüsierte Blicke zu, als ich an den beiden vorbeigehe.

Aber sei’s drum. Toller Tag, tolle Tour und ich möchte nichts davon missen!