Motorrad-Reisen und -Touren

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Tag 143 – Waschtag

23. November – 137 km rund um Oristano

Erst fühlte sich das gar nicht so windig an, aber auf der Landstrasse dann. Huiii. Ausgesucht hatte ich ein paar Schotterstrecken, die ich von hier aus mal abfahren wollte. Die Anfahrt gestaltete sich schonmal ganz gut, abgesehen vom Wind.

Ausblick bei Guspini, Sardinien, Italien Ausblick bei bei Santa Giusta, Sardinien, Italien

Den obligatorischen Lost Place gab’s natürlich heute auch. Der war heute allerdings schon ziemlich ‚lost‘.

Lost Place bei Santa Giusta, Sardinien, Italien

Am Ende der letzten Schotterstrecke mochte wohl jemand das Stopp-Schild nicht so wirklich. Oder die reichlich vorhandenen Jäger haben da was verwechselt.

Stop-Zielscheibe bei Guspini, Sardinien, Italien

Eigentlich hätte es von dort aus nach links weggehen sollen. Aber nach ein paar Kilometern war Schluss und ein Polizist machte mir wortlos, aber mit eindeutigen Handzeichen klar, dass es hier nicht weiter geht. Vorher hatte ich schon Krankenwagen und weitere Polizei-Einsatzkräfte vorbeifahren sehen und soweit ich das erkennen konnte, gab’s da einen Vorfall mit einem LKW. Ich vermute jetzt mal ins Blaue hinein, dass der Wind den von der Strasse oder in den Gegenverkehr getrieben hat. Seitenwindempfindlicher als ich sind die alle Male und ich hatte meine Geschwindigkeit schon sehr weit unter Normal. So konnte ich den durch die Böen verursachten seitlichen Versatz einigermassen kontrollieren. Wie auch immer: Umdrehen und grossräumig umfahren. Da habe ich ja jetzt Übung drin.

Auf dem Rückweg komme ich an einer Waschanlage vorbei und entscheide mich schweren Herzens dem ganzen schönen Dreck mal mit einem Dampfstrahler zu Leibe zu rücken.

DreckskisteUnd im B&B angekommen und den Koffer ausgeräumt stelle ich fest, dass es wohl keine gute Idee war, den Pausen-Schmierkäse ungesichert mit einer Flasche Wasser auf Schotter spazieren zu fahren. Ich dachte, ich hätte ihn gut weggepackt gehabt. Wohl nicht gut genug. Also musste die Fleece Jacke gleich auch noch in die Handwäsche. Glücklicherweise wird die ja schnell wieder trocken.

Voll der Käse

Dafür gibts auf Sardinien mehr oder minder regelmässig Sonnenuntergänge, die sich sehen lassen können. Zumindest gab es die bisher jeden Abend, wenn ich hier war und heute auch.

Typischer Sonnenuntergang auf Sardinien, Italien

 

Nachtrag, 27.11.2016, das Video vom Tag ist jetzt auch fertig.

Tag 141 – Schotter

21. November – 81.5 km rund um Osini

Gestern Abend dachte ich erstmal, dass die Kuhglocken schon näher sind, als sie sein sollten. Waren sie auch. Kuh an Kuh, quasi.  Die Hörner habe ich zwar nur schemenhaft wahrgenommen, aber es hat gereicht um Hoffnung zu hegen, dass das Viech sich nicht an meinem Mopped mit was auch immer vergeht.

Kuh an Kuh

Heute morgen habe ich spontan beschlossen, noch eine Nacht hier im Hotel Scala San Giorgio zu bleiben. Es hetzt mich keiner, das Hotel ist unglaublich günstig, mitten im Nirgendwo und umgeben von Schotter. Also bin ich quasi im Paradies. Mal wieder.

An alle Mitleser, die des Schotters Freund sind: Ich wäre auch für eine weitere Tour hierher zu haben. Oh. Übrigens: Und das Essen ist auch noch gut. Und der Mirto wird von Tag zu Tag mehr im gleichen Glas.

Der Schotter von heute zusammengefasst im Video

Am Ende der Strecke war mal wieder einer dieser Lost Places, die seit tausenden von Jahren verlassen sind.

Anfahrt zum Nuraghe bei Osini, Sardinien, Italien Nuraghe bei Osini, Sardinien, Italien Nuraghe bei Osini, Sardinien, Italien

Die Anlage ist aus dem Jahr 1600 – 600 v. Chr. und beeindruckt mich. Eigentlich nur ein paar aufgeschichtete Steine. Aber aus einer Zeit die jenseits meiner Vorstellungskraft liegt, 3’600 Jahre in der Vergangenheit.

Weiter ging’s auf Schotter nach einer kurzzeitigen Verwirrung des Navi, das mich auf direktem Weg zum Ziel schickt. Was für ein Blödsinn. Wer kommt auf sowas?

Schotter bei Ulassai, Sardinien, Italien

Aber es gab noch ein paar Lost Places neuerer Zeit auf dem Weg

Lost Place bei Ulassai, Sardinien, Italien

Was die Lost Places älterer Generation angeht: Sogar mehr oder weniger gleich neben dem Hotel steht so ein Ding. Scheinbar kennt das aber keiner. Zumindest im Internet konnte ich nichts darüber finden.  Habe überhaupt sehr wenig darüber gefunden, was der eigentliche Zweck dieser Bauten war. Ausser Kultstätte findet man nichts. In diesem Sinne sind sicherlich auch die Kirchen sowie deren Äquivalente anderer Religionen Kultstätten. Aber wenn oder was man da weshalb be’kultet‘ hat, das sagt keiner. 

Nuraghe Sanu, Osini, Sardinien, ItalienNuraghe Sanu, Osini, Sardinien, Italien

Tag 140 – Sardinien

20. November – 258.5 km von Porto Torres nach Osini

Beim Ausfahren von der Fähre sind es morgens vor 9 schon 14°C und Sonne. So hatte ich mir das gewünscht bzw. gehofft. Und die Woche soll so bleiben. Die Landschaft ist auch noch so schön wie eh und je.

Typische sardische Landschaftsformation Sardische Flusslandschaft

Leider sehe ich auch ziemlich viele wilde Müllkippen. Das ist nicht nur hässlich und stinkt, das ist auch noch Umweltsauerei. Und dabei fällt mir auf, dass ich schon Ewigkeiten in Deutschland oder der Schweiz keine wilden Müllkippen mehr gesehen habe. Da hat sich in den letzten 20 Jahren doch wohl etwas im Bewusstsein der Leute geändert. Und das ist gut.

Die erste Hälfte der Strecke ist allerdings eher langweilig. Dabei hatte ich Sardinien als Kurvenparadies in Erinnerung und befürchtete schon, beim letzten Mal einfach nur Glück mit der Streckenauswahl gehabt zu haben. Nach knapp der Hälfte der Strecke wechseln die Strassen und werden wieder so, wie ich sie in Erinnerung hatte: Kurven, Kurven, Kurven. Wenn ich da eine Strasse hingebaut hätte, hätte ich sie einfach grade gemacht. Aber die Sarden machen da Kurven rein. Und was für welche!

Hoch geht’s auch, bis auf maximal 1039 Meter ü. M. Für so eine kleine Insel nicht so schlecht.

Ansonsten gibts vor, in und hinter den Kurven auch allerlei Getier auf der Strasse. Pferde, Kühe, Wildschweine, Ziegen, Schaafe. Das ist nicht nur so eine Aufzählung, das alles lief mir heute über den Weg. Im wahrsten Sinne des Wortes reger Wildwechsel.

Kühe und Kurven, Sardinien, Italien

Es sind auch auffallend viele Jäger unterwegs. Die grüssen alle ganz freundlich und zuerst plagt mich schon wieder das schlechte Gewissen, dass ich wo reingefahren wäre, wo ich nicht hätte reinfahren sollen. Aber die sind einfach nur nett und grüssen.

Faszinierend fand ich auch die Gigantengräber. Kultanlagen auf Sardinien aus der Zeit von 2’200 bis 1’600 v. Chr.  Das unten auf den Fotos ist das von Madau, aber die sind über die ganze Insel verstreut. Lost Places, quasi. Allerdings schon weit 2’000 Jahren verlassen. Dafür sind sie echt noch gut in Schuss.

 

Vorderansicht Gigantengrab bei Madau, Sardinien, Italien Vorderansicht Gigantengrab bei Madau Seitlenansicht Gigantengrab bei Madau, Sardinien, Italien Einblick in Gigantengrab bei Madau, Sardinien, Italien Rückansicht Gigantengrab bei Madau, Sardinien, Italien

Tag 139 – Sonne geniessen

19. November – 176.8 km von Pigna nach Genua

Da es von Pigna nach Genua nicht so weit ist, lasse ich den Tag gemütlich angehen. Das ist auch ganz gut so, weil ich doch noch ein wenig kaputt vom Training gestern bin obwohl ich gut geschlafen habe. Um mal wieder Küste und Autobahn zu umgehen gehts erstmal in die Berge. Die italienischen Strässchen stehen den französischen um nichts nach und ich habe auf Asphalt – oder das, was es mal gewesen ist, grossen Spass bis Albenga. In die Karte rein zoomen, dann sieht man den Spass besser 🙂

Irgendwo wird eingekauft und bei 19°C und Sonne, ruft mir ein Eisbecher im Supermarkt ganz laut zu: Kauf mich! Du willst es doch auch! Da konnte ich natürlich nicht nein sagen. So gibts dann am nächstbesten Hafen in Loano eine Pause mit Eisbecher, Brot und Käse mit Blick auf Fischerboote und die ein oder andere Yacht.

Fischerboote im Hafen von Loano, Ligurien, Italien

Yachten im Hafen von Loano, Ligurien, ItalienUnd Enten gabs. Mir war bisher gar nicht bewusst, dass die auch ins Meerwasser gehen. Tun sie aber und sie schienen sich wohl zu fühlen.

Enten im Hafen von Loano, Ligurien, ItalienWeiter ging’s dann über die Autobahn nach Genua. Klingt toll, ist es aber nicht. Genua wäre sicherlich kein Ort, an dem ich länger bleiben wollen würde.

Aber von Genua aus gehts eben per Fähre weiter Richtung Sardinien. Vor dem Ende der Tour noch ein wenig Wärme tanken, bevor es in die kalte Schweiz zurück geht. Ich wundere mich immer wieder, wie gross diese Fähren sind. Da geht schon einiges rein.

Fährschiff Sharden, Tirenia Flotte im Hafen von Genua, ItalienMeine Fahrerfahrungen in Italien habe ich auch gleich mal in den Länderbericht Italien gegossen.

Tag 138 – Zurück in Pigna

18. November – Die Dicke blieb in Pigna stehen

Heute war Trial-Trainingstag in Pigna bei Peter Fischer auf Beta Alp 200.

Beta Alp 200

Den hatte ich vor zwei Jahren als Tourgide bei der Hechlinger Seealpen-Tour kennengelernt. Wieder einmal ein ganz grosser Spass und ich werde sicherlich gut schlafen heute. Eigentlich müsste ich jetzt noch zwei Tage hier bleiben, damit mehr Sicherheit reinkommt. Aber leider nicht dieses Jahr.

Beta Alp im Wald

Einmal mehr bin ich froh, dass dass hier keine kommerzielle Seite ist und ich hemmungslos Werbung für gute Dinge machen kann. Also: Das war grade Werbung für gute Dinge. 🙂

Und weil kein Tag ohne Lost Place vergehen sollte, hier noch einer der vielen, die wir auf der Tour gesehen haben. War wohl mal eine Teil einer alten Militäranlage zur Grenzbefestigung. Denn wie ich am Abend gesehen habe, steht bzw. stand das Ding genau auf der Grenze zwischen Frankreich und Italien.

Alte Militäranlage zur Grenzbefestigung

 

Tag 137 – Italien

17. November – 282.9 km von Peyrolles-en-Provence nach Pigna

Gleiches Spiel, gleiches Glück. 380 km auf kurvenreichen Strecken ist ein wenig viel für entspanntes Fahren. Aber trotdzem erstmal die Kurven eingestellt, auf kürzere Zeit umstellen kann ich später immer noch. Gesagt, getan. Und nicht bereut. Der Morgentau hängt noch in den Wiesen und Spinnweben sind wie Perlenketten in den Bäumen und Gräsern aufgespannt.

Morgentau in Spinnweben bei Bois du Défens Vieux, Gréoux-les-Bains, Frankreich Morgentau in Spinnweben bei Bois du Défens Vieux, Gréoux-les-Bains, Frankreich Morgentau in Spinnweben bei Bois du Défens Vieux, Gréoux-les-Bains, Frankreich

Im weiteren Verlauf komme ich auch in Deutschland/Provence vorbei. Heisst natürlich hier auf französisch „Allemagne“. Aber war da, gibts wirklich und ist nicht erfunden.

Allemagne-en-Provence, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich

Die Tour geht weiter über den Gorges du Verdon und der D952 mit nochmal besseren Kurven und traumhaften Aussichten die zum Pausieren und Fotografieren einladen. Was mir zwei Erkenntnisse beschert: 1. Ich komme mal wieder nicht so richtig vorwärts. 2. Ist die Schlucht auf meiner Fahrbahnseite fahre ich deutlich unentspannter als wenn sie auf der anderen Seite ist. Dabei macht das Vorhandensein von Mäuerchen, Leitplanken oder Mauern auch nochmal einen Unterschied. Oft gehts nämlich rechts runter. Ohne wenn und aber. Direkt in die Tiefe. Faktisch ziemlich egal. Gefühlt aber dann doch nicht.

Mopped-Pause bei Moustiers-Ste.-Marie, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich Ausblick bei Moustiers-Ste.-Marie, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich Lac de Sainte Croix, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich

Dabei frage mich mich mehr als einmal, warum um alles in der Welt sind die Franzosen auf die Idee gekommen da eine Strasse hin zu bauen. Und wie haben die das gemacht? Nicht dass mich das stört, ganz im Gegenteil. Die Strecke ist spitze. Aber wundern tut’s mich trotzdem.

Strassenbaukunst bei Rougon, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich

Der Fluss unten in der Schlucht dürfte geschätzt auf ein paar hundert Metern ü. M. liegen. Die Warnung vor plötzlichem Hochwasser, auch bei schönem Wetter, auf 1025 m ü. M. scheint mir daher ein wenig übertrieben. Aber nun. Besser zu viel gewarnt, als zu wenig.

Hochwassergefahr auf 1025 m ü. M.

Weiter geht’s Richtung Küste. Ich habe wie üblich auf Autobahn vermeiden stehen. Allerdings scheinen mir 40 km Stadtverkehr im Stau wenig erstrebenswert. Das Gröbste habe ich wohl umgangen, weil ich von Norden kam. Scheinbar ist ganz West-Nizza eine einzige Baustelle.  Abzweigungen sind nicht mehr da sind wo sie mal waren und Einfahrten sind verboten, wo sie laut Navi erlaubt sind. Eigentlich ist das aber eh egal, weil man sowieso fast nur steht und nicht vorwärts kommt. So kapituliere ich und begebe mich auf dem schnellstmöglichen Wege auf ein Stück Autobahn, um das Schlimmste zu umgehen.

Stau um Nizza

An dieser Stelle auch nochmal ein grosses Lob an die Heidenau K60 Scout. Ein Riesenspass. Ich könnt mich dran gewöhnen. Sie fahren sich nicht nur gut, sie sind auch noch günstiger und halten deutlich länger als die Conti TKC 80. Ich habe jetzt etwas über 2’000 km drauf und die Dinge sehen noch fast aus wie neu. Bin mal gespannt, wie lange sie dann letztlich halten werden.