Motorrad-Reisen und -Touren

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Tag 77 – Highlands

18. September – 489.3 km von Newcastle nach Foyers

Der Linksverkehr ist erstmal sehr gewöhnungsbedürftig. Ich fühle mich ein wenig wie ein Fahranfänger und im allerersten Kreisverkehr erschrecke ich ganz ordentlich, als mir ein Fahrzeug aus der ‚falschen‘ Richtung entgegenkommt. Aber man gewöhnt sich schnell dran. Am erstaunlichsten fand ich, dass es nach ein paar Kilometern schon ganz von selbst und ohne Nachdenken an einer Kreuzung erst nach rechts, und dann erst nach links zu gucke. Nur an komplizierten Kreuzungssituationen bin ich zunächst noch etwas verloren. Aber auch das legt sich. Ebenso gewöhne nich ich wieder schnell an Geschwindigkeiten und Entfernungen, die in Miles (per hour) und Yards gemessen werden.

Schottische GrenzeDie Schottische Grenze ist tatsächlich eine Grenze und mir wird erstmal bewusst, dass das mit Grossbritannien, England, Schottland und Wales viel näher am Konstrukt der EU mit den einzelnen Ländern als an einem Land mit Bundesländern ist. Jetzt kann ich mich über den Brexit gleich noch mehr amüsieren.

In Schottland ist das Gras grünerIrgendwie ist das Gras in Schottland auch grüner, als das in England. Aber das mag natürlich täuschen. Liegt bestimmt nur am Licht.

Schottischer HofDie Schotten sind mir gleich sympathisch. In einer Kolonne hinter einem langsamen LKW passiert mir etwas, das habe ich noch nie erlebt: Autos in der Kolonne ziehen auf meiner Spur zur Seite, damit ich trotz des Gegenverkehrs überholen kann.

Und dann in die Highlands. Die Vegatation ist ein wenig wie am Nordkapp. Flechten und Gräser, wenig Bäume. Ab und an ein Hof. Viel Wind. Nur hügeliger ist es. Aber sehr, sehr hübsch anzuschauen. Ich mag das.

Highlands

[Edit 19.9.2016: Rechtschreibkorrekturen]

Tag 76 – Eine Seefahrt die ist lustig

17. September – 386 km von Berne nach Ijmuiden

Heute gehts per Fähre vom Festland Richtung Großbritannien und danach nach Schottland in die Highlands zum Loch Ness. Eigentlich wollte ich die Tour ja komplett auf dem Landweg machen. Aber da der Abstecher nach Schottland quasi ‚on top‘ ist (liegt ja auf dem Weg), kann ich das mit meinem Gewissen sehr gut vereinbaren, dafür nicht selbst zu fahren. Wäre ja auch schlecht möglich. UK ist halt doch eine Insel.

Damit es auch garantiert keine Chance gibt, dass ich die Fähre nach Newcastle verpasse, entscheide ich mich für Autobahn. Eine Stunde Reserve habe ist im Gepäck. Von daher war das Aufregendste heute der Stau, der mich trotz stauverkürzender Massnahmen fast 40 Minuten gekostet hat. Dazu die Umleitung in den Niederlanden, die mir weitere 10 Minuten Verzögerung verpasst. Aber es hat gereicht und ich bin just in time.

Lästig ist die Erkältung, die ich mir eingefangen habe. Hoffe mal, dass die bald wieder weg ist.

Princess SeawaysPrincess SeawaysDie Fähre hatte ich mit http://www.directferries.de/ gebucht. War ja ein wenig skeptisch, ob das so alles funktioniert, aber war TipTop. Einwandfrei und keine Probleme. Das Schiff ist um Klassen besser, als das, was ich letztes Jahr nach Sardinien hatte. Das fängt schon bei der Auffahrt auf die Fähre an und geht beim Einchecken weiter.

Abendessen hatte ich gleich mit gebucht. Weil ich eh nichts Besseres zu tun hatte, habe ich mich durchs Buffet gefuttert. So schlimm kann die Erkältung nicht sein. Essen hat super geschmeckt und war wesentlich besser, als ich erwartet hätte. Sogar richtig gut. Nur der Nachtisch, der kam aus der Retorte. Aber das hat dem Ganzen keinen Abbruch getan.

Der einzige kleine Wehrmutstropfen: Ich hab ‚den Säugling‘ in der Kabine nebenan. Und er macht sich lautstark bemerkbar, so dass ich jedes Quäken und Füssestrampeln durch die dünne Kabinenwand hören kann. Mal sehen, wie gut meine Ohrstöpsel sind und ob ich genügend Schlaf bekomme, um die Erkältung in Schach zu halten.

Dafür habe ich die Zweierkabine für mich alleine. Auch nett.

Tag 75 – Halbzeit

0 km mit dem Mopped, immer noch in Berne

Heute ist der Tag, an dem die Hälfte der Reise noch vor mir liegt. Bei all dem, was ich schon erlebt habe, kommt mir das unglaublich vor. Ein wenig Statistik:

  • Über 15’000 km
  • Fast zwei Sätze Reifen aufgebraucht
  • Unzählige Fast-Unfälle durch unvorsichtige Auto- und LKW-Fahrer
  • 1 mal Reifen platt
  • 1 Fast-Demolage des Moppeds durch Unwetter
  • 1 defektes Navi
  • 0 sonstige Defekte am Mopped
  • 1 mal Inspektion in der nördlichsten BMW Werkstatt der Welt
  • Temperaturen von 5 – 38 °C
  • Viele tolle Übernachtungsmöglichkeiten
  • Ein paar so richtig schlechte Übernachtungen
  • 1 neues Lieblingsrestaurant/Pension in Norwegen (link zu Trasti und Trine)
  • 1 neuen Lieblingscampingplatz in Litauen (Link zum Post)
  • 1 neue Lieblingsstelle zum ‚wild‘ Campen in Finnland
  • Keine schlechten Erfahrungen mit Kriminalität oder anderen Menschen, die mir Böses wollen
  • Nichts, was ich an Equipment vergessen hätte oder vermissen würde
  • 25 Grenzübertritte
  • 22 verschiedene Länder
  • Über 5’509 Fotos
  • Davon über 1’000, die ich mir als Favoriten für die Tour gemerkt habe
  • 1 Lieblingsfoto (Bild)
  • 344 GB GoPro Videos
  • Jede Menge Eindrücke, die mir mein Leben lang in Erinnerung bleiben werden
  • Wieder einmal die Erkenntnis, dass die Welt schön ist

Tag 74 – Entspannen im Arboretum

15. September – 0 km mit dem Mopped

Heute war Entspannen angesagt. Einfach mal nichts tun und Natur geniessen.

Bin seit 12 Jahren das erste Mal wieder im Arboretum Neuenkoop und nachhaltig beeindruckt. Hier wurde echt was auf die Beine gestellt und ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus.  Da kann man die Seele baumeln lassen und einfach nur geniessen.

Erstaunlich, wie viele exotische Pflanzen in Deutschland wachsen. Da sind einige dabei, von denen hätte ich im Leben nicht gedacht, dass sie die hiesigen Winter übestehen. Ist aber wie beim Snowboard-Unterricht: Geländewahl ist das A und O des Erfolgs.

Fun-Fact des Tages: Die Kastanie ist gar kein einheimischer Baum. Er wurde von den Eiszeiten hier ausgelöscht und erst nach 1492 wieder eingeführt. Wer hätte das gedacht?

Wer übrigens einen Job sucht: Hier wird Hilfe gebraucht. Einfach mal dort melden.