Motorrad-Reisen und -Touren

Monatliches Archiv: Juli 2016

Tag 17 – Sofia

225.4 km von Skopje nach Sofia

Shishas im KontinentalMorgens im Hotel das Frühstück war durchaus OK. Hab schon besser gefrühstückt, aber mit Sicherheit noch nicht mit so interessantem Angeboten. Und das war keine Kaschemme sondern schon etwas gehobeneres. Das kann man sich in Mazedonien ganz gut leisten mal für eine Nacht. Andere Länder, andere Sitten.

Ich glaube ja, dass die in Mazedonien bei der Fahrausbildung einen Sonderkurs machen müssen. Wir haben Theorie und Praxis, die haben Theorie, Praxis und kreatives Fahren. Auf dem Land fährt jeder nur auf Teufel komm raus. Aber in Dorf- Mazedonische Flaggeund Stadtkernen gehts zu wie auf einem orientalischen Basar. Nur eben mit Kraftfahrzeugen: Alles geht durcheinander. Da kommt man als gesitteter, in der Schweiz wohnender Deutscher erstmal nicht mit klar. Ich hab dann flugs in der ersten Stadt nen Schnellkurs in kreativem Fahren gebucht. Und siehe da: Geht doch. Und schon regt man sich über gar nichts mehr auf. Gehupt wird übrigens nur, wenn es nicht schnell genug vorwärts geht. Bei Gefahrensituationen ist hupen überflüssig. Da könnte man sich ja auch dran halten mit Hupen.

Landestypische OmaMazedonien ist ein sehr erstaunliches Land. Innerhalb von ein paar Kilometern in Richtung Osten geht die mehr oder weniger steppenartige Landschaft in grüne Wälder Storchund Berge über.  Und ich habe jetzt auch so eine Idee, woher die Flagge kommt. Noch ein Nachtrags-Foto von gestern oben. Und Situationen wie diese gabs zu Hauf. Ich habs sogar noch geschafft, eine landestypische Oma und nen Meistar Adebar vor die Linse zu bekommen.

Im Übrigen kann ich nur positives Berichten: Überwiegend freundlich, von all den Horrorszenarien war nichts zu spüren und oft wenn ich am Strassenrand halte, um mal wieder einen spontanen Fotostop einzulegen fragen mich die vorbeikommenden Leute, egal ob mit oder ohne KFZ, ob sie mir helfen können.

 

Heute ist Tag 17 von 150. Und so langsam, nach zweieinhalb Wochen und knapp über 3´000 Kilometern fühlt sich der Alltag weit weg an. Das Hirn schaltet langsam von Arbeits- auf Entdeckermodus um. Ich bin froh, dass die Reise eigentlich erst beginnt und knapp mal 12% der verfügbaren Tage „aufgebraucht“ sind.

Bulgarische GrenzeDer Grenzübertritt nach Bulgarien war dann erstaunlich schmerzfrei. Vier Stopps: Raus aus Mazedonien, rein nach Bulgarien und einmal einen für den Zoll. Und noch einen Extra-Stop für ein Foto.

Interessanterweise wollten sie zwar meine Fahrzeugpapiere, aber nie die grüne Karte sehen. Und das obwohl sie eigentlich obligatorisch ist. Glück gehabt. Ich hoffe mal, das bleibt in Rumänien so, dann hab ich’s geschafft mich ohne bzw. mit dem abgelaufenem Ding durchzumogeln. Die Vignette ist übrigens in Bulgarien, entgegen dem was im Internet so steht, nicht für Motorräder obligatorisch. Ich hab an der Grenze gefragt.

Dass die Bulgaren scheinbar sehr stolz darauf sind, zur EU zu gehören, merkt man an jeder Ecke. Fahnen fast immer im Duo und sogar im Touristenführer bekommt das Thema einen extra Absatz gewidmet. Übrigens: Fun-Fact: Die Bulgaren haben Kyrillisch erfunden. Nicht etwa die Russen, wie ich immer dachte.

Gleich nach der Grenze steigt dann auch die Pferdefuhrwerks-Dichte. Man hält das ja irgendwie doch für ein Gerücht, das mit den Pferdefuhrwerken. Aber es gibt sie. Heute alleine ausserhalb von Sofia schon zwei gesichtet. Und nach den Spuren auf der Strasse nach zu urteilen gibts da noch jede Menge mehr.

Apropos Sofia. Ich wollte ja eigentlich einen grossen Bogen drumrum machen. Der Bogen, der da möglich war, wäre aber so klein, dass ich dann doch beschlossen habe, rein zu fahren. Und wenn schon rein, dann richtig ins Zentrum. Jetzt bin ich quasi direkt neben dem Gebäude des Minsterrats. Den dort stationierten Polizisten fiel ich natürlich mal wieder auf Fenster aufmachen verbotenund sie stoppten mich. Und sie fragten das Übliche: Wohin ich wolle, woher ich käme. Bei „Schweiz“ fing er gleich an, mir sein Wissen über Schweizer Schokolade („Milka“)  mitzuteilen. Ich hab dann nichts gesagt und freundlich genickt.

Da ich schon gleich vor dem Hotel gestoppt wurde, zeigte er mir frendlicherweise auch grade wo ich auf dem Bürgersteig parkieren soll: Direkt vor dem Häuschen des Verkehrspolizisten und in Blickweite des Mopped vor Art HotelStandes seiner Wache. Jetzt wird mein Mopped also durch die Wachpolizisten des Bulgarischen Ministerrats bewacht. Auch nicht schlecht. Dafür darf ich allerdings das Fenster nicht aufmachen.

Abends vom Hotel noch eine Empfehlung für ein Restaurant mit bulgarischer Küche geben lassen. Hat sich gelohnt. Auch mal wieder nen Roten getrunken dazu. Und ich muss sagen, dass ich bulgarische Weine bisher vollkommen unterschätzt hatte.

Hier noch ein paar Bilder von meinem Weg zum Restaurant. Gleich vor dem/den Regierungsgebäuden haben sie beim Strassenbau Ausgrabungen gemacht und ziemlich gut hergerichtet. Begehbar und zusätzlich mit Glaskuppeln überdacht. Sieht echt schick aus.

Die Dame ganz unten ist die Heilige Sofia. Die scheinbar der Stadt Ihren Namen gegeben hat, aber dann doch ir.

Glaskuppeln mit RegierungsgebäudeAusgrabungen von untenHeilige Sofia

Tag 16 – Spass an der mazedonischen Grenze

19. Juli – 312.8 km von Vranje (Врање) nach Skopje (Скопје)

Das war ganz anders geplant heute. Selbst wenn man Mautstrassen und Autobahnen vermeidet (wie ich das tu), dann sind das 130 km und hätte locker noch bis Bulgarien gereicht. Aber Serbien wollte mich nicht gehen lassen und Mazedonien wollte mich nicht haben – erstmal nicht.

Noch ein paar hundert Metern nach Start: Polizeikontrolle und ich werde rausgewunken. Na super, denke ich. Das fängt ja gut an. Ich bin mir keiner Schuld bewusst, hab fein den Tempomat aus Gewohn- und Faulheit auf 50 eingestellt, bin mit Licht gefahren und am Mopped ist alles in Ordnung. Trotzdem überkommt mich gleich das schlechte Gewissen. Was macht der Polizist? Geht einmal ums Mopped rum, nickt anerkennend und fängt ein Schwäzchen über Moppeds an. Er führe ja auch, wäre am 27.7. mit dem Mopped auf der Transfagarasan, fände mein Mopped so toll, wo ich her und hin will und was weiss ich alles. Immer mit der Übersetzunghilfe seines im Auto sitzenden und Temposünder blitzenden Kollegen, der Englisch konnte. Irgendwann frag ich, ob er irgendwelche Papier sehen wollen würde. Aber er winkt ab und wünscht mir gute Fahrt. Ich war ein wenig verdutzt. Aber nicht verdutzt genug, dass ich nicht noch nach nem Foto gefragt hätte. Und ich durfte ein Selfie mit den beiden machen. Ich weiss ja nicht, wie die serbischen Gewalten so reagieren wenn sie so Fotos im Netz fänden, daher verzichte ich drauf, das hier zu posten. Aber witzig war das Ganze schon.

Das Auswärtige Amt und das schweizer Pendent EDA machten mir mal wieder Angst mit Aussagen über militärische Sperrgebiete entlang der mazedonischen Grenze, Zäune und Krisenzustände wegen der Flüchtlingssituation, Versammlungen und Demonstrationen die weiträumig zu meiden seien. Pferdefuhrwerken auf Transitstrassen, möglichen Erdbeben und jede Menge Kriminalität. Ich studiere die Seiten jetzt schon eine Weile und nehme die Hinweise sehr ernst und bin umsichtig. Passiert ist mir von all dem allerdings noch nichts.

ReichweitenrekordIch fasse daher Vertrauen in die serbischen Strassen und hatte beschlossen, Richtung kleine Grenze durchs Gebirge nach Mazedonien zu fahren. Zwischendurch ein neuer Reichweitenrekort: 701 km und 4.4 Liter/100 km. Ging sogar noch rauf auf 709/4.3 nachdem ich schon 40 km gefahren war.

Beim Rausfahren denk ich an der serbischen Grenze noch: „Die armen Schweine. Hier ist ja wirklich nichts los.“ Beim Reinfahren-wollen nach Mazedonien bekomme ich das zu spüren und die dortigen Beamten gucken sich meine Papiere sehr gut an. Perso, Grüne Versicherungskarte, Fahrzeugpapiere. Das volle Programm. Worauf ich allerdings dann aus eigener Dämlichkeit nicht vorbereitet war und mich der eifrige Grenzbeamte sehr freundlich aufmerksam machte: Die grüne Versicherungskarte hat ein Ablaufdatum. Und das war am 1.1.2016. Shit… Ich könne eine Versicherung für Mazedonien erwerben, das ginge aber nicht an der dieser Grenze sondern nur an der Autobahngrenze. Ich müsse leider zurück. Hab ich geguckt – und ergebe mich in mein Schicksal. Die paar KM bis Vranje und dann halt auf die Autobahn, dachte ich so.

Womit ich nicht gerechnet hatte: Die Karten, die ich hatte, haben wohl schon sehr weit in die Zukunft gedacht. All die schönen Autobahnauffahrten rund um Vranje gabs nur auf dem Papier und waren noch im Bau. Komisches Konzept. Erst die Autobahn bauen, dann die Auffahrten. Letztlich musste ich fast 100 km zurück auf der Landstrasse um auf diese verf….e Autobahn zu kommen. Inklusive ein paar Ehrenrunden um Vranje weil ich einfach nicht glauben konnte, dass es Kloster in Serbienkeine befahrbare Auffahrt gibt.

SchotterspassTja. Und das Ende vom Spiel: An der Autobahngrenze wollten sie die Versicherungskarte dann nichtmal sehen und haben mich mit Perso durchgewunken. Hat mich auch nur locker 3 Stunden gekostet, der Spass. Aber war ne schöne Gebirgsstrecke mit tollen Aussichten.

Und dann endlich in Mazedonien, das mich begrüsst, wie Kroatien mich verabschiedet hat. Da ich mich schnell der Autobahn entledige fängt der Schotter ziemlich unmittelbar an. Nach deutschen oder Schweizer Vorgaben wäre das a) nicht kartografiert weil keine Strasse b) wenn es doch kartografiert wäre, dann eindeutig als nicht befahrbar gekennzeichnet und P1020508c) gesperrt. Aber hier ist das voll der Spass und das 4.99 EUR Navi fürs iPhone, was ich mir dann doch für Notfälle geholt hatte, leitet mich da sauber durch.

In meinem jugendlichen Leichtsinn parke ich gleich mitten auf dem Weg hinter einer spannenden Brücke und denk mir so: „Da kommt doch eh keiner“. Bis ich Motorengeräusch höre und schon das Mopped auf Seite schieben will. Aber der Treckerfahrer nimmt den Weg durch den Fluss. Ist ja auch sicherer. Die Brücke könnte ja einstürzen.

Trecker und Mopped

KokinoNächster Stop: Kokino eine 3800 Jahre alte Sternwarte und Tempel bzw. Ort für religiöse Rituale. Die ältesten Ausgrabungen gehen auf die Bronzezeit zurück (21. – 17. Jh. v. Chr.). Eine ganz schöne Kletterei, bis man da oben ist. Aber lohnt sich!  Auf eine bestimmte Art und Weise ein mystischer Ort. Weitere Infos gibts auch im Netz unter http://www.kokino.mk/index.php/en/.

Als ich dort wieder weg bin, ist es schon fast 5 und höchste Zeit die nächste Stadt zur Jagt nach einer Nachunterkunft anzusteuern. Also bin ich heute in Skopje gelandet und fahre nicht wie geplant bis nach Bulgarien weiter.

Insgesamt mein Eindruck vom Land: Arm. Ganz schön Arm. Durch die Fahrerrei durch die Dörfer bekomme ich doch zumindest von aussen einen Einblick. Mag sein, dass ich mich durch die Durchfahrt in Serbien schon ein wenig dran gewöhnt hatte, aber so im Vergleich mit CH oder DE, da liegen schon Welten zwischen. Ich kann gar nicht alles aufzählen, woran man sieht, dass es den Leuten hier an allem fehlt. Oder einfach nur an all dem, an das wir uns gewöhnt haben und gar nicht mehr als Luxus wahrnehmen. Hab mal wieder ein kurzes Durchfahr-Video gemacht, so könnt Ihr Euch einen eigenen Eindruck machen. Das macht Nachdenklich.

Tag 15 – Autobahn

487.1 Kilometer von Bošnjaci nach Vranje

Gestern bei der Vorbereitung habe ich gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, eine Routenplanung zu machen, wenn man nichtmal die Schriftzeichen versteht. In Serbien wird kyrillisch geschrieben. Glücklicherweise sind die Strassenschilder fast alle auch mit lateinischen Buchtaben. Das hilft zumindest tagsüber.

Die Nacht endet fast mit Sonnenaufgang als der Hahn des Hauses beschliesst, es sei jetzt Tag und fröhlich vor sich hin kräht. Aber ich hab Ohrstöpsel und weiss mich zu wehren. Den Wecker um sieben hab ich dann prompt drei Minuten lang nicht gehört.

Frühstück, die kleine PortionDas Frühstück anschliessend war ganz nach meinem Geschmack. Ich wurde dazu genötigt, auch die Marmelade zu probieren. Die wurde von der Gattin des Besitzers höchstselbst hergestellt. Lecker! Und das mir. Wo ein Glas Marmelade schon gerne mal zwei Jahre hält – inklusive Besucher-Verzehr. Aber ich hab mal wieder nicht alles geschafft. Was hätt ich für ein Doggy-Bag gegeben. Aber das hält sich in der Sonne nicht. Und es war abzusehen, dass es warm werden würde. Kein Regen. Ein paar dekorativ aufgehängte Wölkchen. Sonst Sonne. Sonne!

Kroatien entlässt mich erstmal mit einer 12 km langen Schotterstrecke. Ein Traum. Ich musste ein paar mal anhalten, um zu kontrollieren, dass ich wirklich auf dem richtigen Weg zur Autobahn Richtung Serbien bin. War ich aber. Es scheint so, als würden die Kroaten den Weg nach Serbien nicht ebnen wollen. Soll mir recht sein.

 

Den landestypischen Opa im Video hab ich übrigens nicht bestellt. Der war einfach da und freute sich an der Schotterstrecke genau wie ich. Warum und was der allerdings dann zum Schluss mit dem Maisfeld spricht, das konnte ich weder sprachlich noch insgesamt verstehen.

Dann also zur Autobahn. Kilometer fressen. Zum einen, weil ich den Sturm-Tag aufholen wollte und zum anderen weil die Reisehinweise Serbien mir so gar keine Lust auf das Land gemacht haben. Schade eigentlich. Denn wie ich festgestellt habe, doch ein sehr schönes Land. Mehr dazu unten und hier der Reihe nach.

SerbienAn der Grenze war weniger lustig. Aus Kroatien raus ging einfach. Und dann stand ich im Stau. Halbe Stunde in der prallen Sonne. Aber dann einfach so mit Perso durch. Ohne Schnickschnack. Einfach so. Einer der Moment, wo ich froh bin, solch ein Dokument zu besitzen. Und dann bin ich in Serbien

VollgemülltAuf einem Parkplatz, die in Serbien übrigens ausnahmslos unglaublich vollgemüllt sind, begegnet mir ein LKW mit russischem Kennzeichen. Die beiden Fahrer gehen zur Laderampe, öffnen die Tür und fangen an zu kruschteln. Ich sehe, dass der Wagen voll mit Obst ist. Schlussendlich kommen sie mit zwei Kisten Pfirsischen, laden die beiden Kisten in aller Ruhe in das „private Dinge Ladefach“ und fahren weiter. Kann sein das das hier (oder in RU) normal ist, aber ich fand das befremdlich und habe spontan beschlossen, dass ich keine russische Spedition beauftrage, wenn ich mal eine bräuchte.

Was mir auch auffällt: Geschwindigkeitsbegrenzungen sind hier wohl auch eher als Empfehlung zu verstehen. Es hält sich ausser mir scheinbar niemand dran. Nicht dass ich immer ein Engel diesbezüglich wäre, aber ich will hier einfach kein Risiko eingehen und nutze den Tempomat wo immer es geht. Die übelsten Raser sind übrigens die mit NL-Kennzeichen, danach kommen die mit CH-Kennzeichen gleich dahinter dann DE. Ich habe so das Gefühl, dass da jeweils Exil-Serben drin sitzen. Das würde sich sonst keiner trauen – glaube ich.

Serbien in schönIrgendwann wird die Besiedlung dünner und jetzt zeigt sich die Schönheit des Landes. Berge am Horizont, sanft geschwungene Hügel im Vordergrund. Teils bewaldet, teils mit Feldern. Blauer Himmel und hier und da ein Wölkchen. Einfach nur schön anzuschaun. Das tue ich auch reichlich und geniesse die Fahrt.

Und dann teilt sich die Autobahn und die vier Spuren sind von Schildern überspannt die Namen tragen wie Thessaloniki, Skopje, Sofia, Nis. Und ich merke: Ich bin ganz schön weit gefahren. Jetzt komm ich an Orte, die ich sonst nur aus den Nachrichten kenne

Und beim Schreiben merke ich, dass es früher dunkel wird. Eindeutig früher als gestern. Aber dafür gehts ja in ein paar Wochen in das Land der ewigen Sommersonne 🙂

Tag 14 – Der Tag plätschert so dahin

17. Juli – 259.5 km von Sisak nach Bošnjaci

Der Tag beginnt mit ohne Frühstück. Hatte einenFrühstücksgutschein Voucher bekommen, den ich in einem benachbarten Restaurant einlösen sollte. Um 9 hingegangen. Nachdem ich den Gutschein abgegeben habe, fragt mich der Kellner ob ich auch etwas trinken wollen würde. Die Form der Frage wundert mich schon ein wenig, aber ich sage: Ja gern, einen Kaffee mit Milch. Der kommt auch prompt. Zusammen mit der Rechnung über 8 KUN (ca. 1.15 CHF). Ich wundere mich schon ein wenig mehr. Kurz darauf kommt er wieder und sagt, dass „the kitchen is not working until in two hours“. Aaah ja. Welchen Teil von „Frühstück“ versteht er nicht? Andere Länder, andere Sitten :). Also  ab weiter gen Osten.

Bei Orljavac ist die Strasse plötzlich gesperrt. Es riecht wieder nach grossräumiger Umfahrung. Aber da aus der gesperrten Strasse ein Auto rauskommt, kann es nicht so schlimm sein. Ich taste mich also langsam vor und siehe da: Es geht. Scheinbar war die Senke hinter dem Schild vor ein paar Tagen überflutet und die haben nur die Schilder noch nicht weggeräumt. Die Gegend hats überhaupt übel erwischt. Flüsse sind eindeutig zu voll und zu braun, viele Bäume umgeweht. Es scheint, „mein“ Sturm ist da auch durch.

Ansonsten ein neues Wetterphänomen: Ich hab die Sonne gesehen. Zumindest kurz. Und den ganzen Tag kein Regen. Die Seehund-Socken haben vielleicht doch geholfen.

Madonna im GartenDer Osten von Kroatien scheint die Kornkammer des Landes zu sein. Nachdem die Bebauung weniger wird, kommen Felder. Felder und nochmal Felder. Manchmal auch mit interessanten Gestalten drauf.

Balkon ohne GeländerDas mit den Balkonen verfolgt mich. Ich schätze mal, die Hälfte der Balkone hat keine Geländer. Üblicherweise meist Häuser, die im halbfertig-Zustand sind. Aber heute auch mal sehr fertig und bewohnt Opa beäugtaussehende Häuser. Beim Fotografieren der beiden Häuser wurde ich interessiert vom Opa im Hintergrund beobachtet. Beim Vorbeifahren hatte ich ihm schon zugewunken. Irgendwie gefällt mir das. Als Motorradfahrer fällst du richtig auf und die Leute gucken interessiert und winken auch manchmal. Also hab ich mir das winken auch angewöhnt.

Überhaupt: Habe mal wirklich die 40 in einer „gefährlichen“ Kurve ausprobiert. Das Motorrad neigt sich kaum. Nach drei Tagen in Kroatien und ganzen zwei Polizisten, die ich gesehen habe, werde ich jetzt mutiger. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen nehme ich nicht mehr ganz so ernst. Also ignoriere ich die „gefährlichen Kurven Geschwindigkeitsbegrenzungen“ sofern ich die Kurve gut einsehen kann. Und siehe da: Wie ich sagte: 60 – 80 ist überhaupt kein Problem. Sogar im Stehen nicht. Das macht die Fahrt über endlose 50er Zonen wenigstens eingermassen interessant.

Ich habe heute nochmal kurz vor der serbischen Grenze in Kroatien haltgemacht. Nachdem ich gestern noch die weiteren Reisehinweise gelesen habe, möchte ich mir Zeit für die Grenze lassen und auch so schnell wie möglich durch Serbien durch. Vielleicht sogar auch Autobahn. Hier ein Auszug der Reisehinweise des EDA:


Minengefahr besteht noch in einigen Gebieten: Südserbien (Region Presevo, Bujanovac und Medvedja), im südlichsten Teil der Grenze zu Kroatien. Die Minenfelder sind in der Regel gekennzeichnet. Als Folge der schweren Überschwemmungen vom Mai 2014, die zahlreiche Erdrutsche ausgelöst haben, wurden vermutlich aber auch Minen hochgespült und aus ehemals markierten Zonen fortgetragen.


Das gefällt mir nicht. Denn durch Preševo bzw. Bujanovac muss ich durch, wenn ich nach Mazedonien will. Da scheint die Auobahn der sichere Weg. Mit Landminen habe ich keine Erfahrung — und möchte auch keine damit machen.


Nachtrag: Ich hätte den Post erst wie üblich nach dem Essen schreiben sollen ;). Was mir auffällt: Je weiter von den touristischen Zentren man weggkommt, desto herzlicher und natürlicher werden die Leute. Die Winkerei ist nur ein Teil davon. Sowas, zum Beispiel käme ja bei uns nie vor: Stiefel ich eben beim Abladen in Teller für den kleinen Hungervoller Montur durch vom Tag übrig gebliebene feiernde Familie(n), werd ich erstmal auf nen Schnaps eingeladen und schaffe es tatsächlich mit Händen, Füssen, ein paar Brocken Deutsch und Englisch so etwas wie eine Konversation auf die Beine zu bekommen. War natürlich skeptisch und dachte schon irgendwie da war was drin im Schnaps. War aber nicht. Die wollten mich einfach nur auf nen Schnaps einladen. Später frage ich dann den Barkeeper/Kellner der den Laden heute hier wirft und mir schon beim Abladen geholfen hat nach etwas lokalem Gemixten Kuchenzum Essen. Bekam ich auch. Scheinbar wohl alles was es gab. Den Teller für den kleinen Hunger links. Da hatte ich schon echt zu kämpfen. Zwischendurch ein Schwätzchen mit dem Mann und schwupps, kommt der noch mit traditionellem Käsekuchen aufs Haus um die Ecke. Sehr lecker. Aber ich hab nur die Hälfte geschafft. Ging beim besten Willen nicht mehr rein. Diese Erfahrungen sind es unter anderem, weswegen ich diese Reise mache. Loving it.

Tag 13 – Der Regen

16. Juli – 241.8 km von Crikvenica nach Sisak

Der Ort ruht still. Kein Lüftchen weht. Tut so, als wäre nichts gewesen. Wenn man nicht weiss, was es gestern noch war, glaubt man nicht, dass der Wind irgendwas gemacht hätte. Linker Hund, dieser Wind.

Beim Zusammenpacken der letzten Habseligkeiten bemerke ich schon, wie ein Zeitgenosse südeuropäischer Herkunft im schwarzen Volvo vor meinem Fenster rückwärts ausparkt und mit laufendem Motor (Diesel) auf dem Parkplatz erstmal die Motorhaube öffnet und damit beginnt, die vom Sturm in den Schlitz zwischen Motor und Frontscheibe hereingewehten Pflanzenteile herauszupicken. Seine blonde Freundin hilft ihm dabei und zeigt ihm ab und an ihre Beute mit spitzen Fingern. Was für ein Schauspiel am frühen Morgen. Ich verlasse aber alsbald meinen Logenplatz und fahre fort mit meinen Abreisevorbereitungen. Als ich rauskomme, stehen die beiden immer noch pickend da. Ich kann mich schweren Herzens losreissen und fange an, aufzusatteln. Kurz bevor ich ca. 10 Minuten später abfahrbereit bin, verlassen die beiden dann auch den Parkplatz. Jetzt kann man sich natürlich fragen: „Was braucht man so lange für ein paar Tannennadeln?“. Aber ich frage nicht. Und wundere mich auch nicht. Stattdessen freue ich mich über die morgendliche Unterhaltung.

Pünktlich zur Abfahrt: Ein paar Regentropfen. Schneller Blick auf die Wettervorhersage zeigt: Kein Regen den ganzen Tag. Passt. Habe nämlich die Regenklamotten in die Taschen verstaut. Das war ein Fehler. Hätte ich wissen müssen: Keine Regenklamotten an, müsste Regen bedeuten.

MoppedparkplatzAls erstes geht es zu einem Supermarkt. Notfallproviant einkaufen. Mit Parkplatz in der Tiefgarage. Morgen ist Sonntag und da will ich nicht ganz ohne Essen da stehen. Nächster Stop: Tankstelle. Tanken und Karte kaufen. Die geht prompt gleich beim Falten für den Tankrucksack erstmal kaputt. An der Falttechnik muss ich noch arbeiten.

Ab in die Berge und die ursprünglichen knapp 20°C schrumpeln schnell auf 9°C zusammen. Stop #1: Fleece Jacke und warme Handschuhe anziehen.

Und dann kam der Regen. Der Himmel in die Richtung in die ich wollte, zeigt ein farbenfrohes Schauspiel in mausgrau, staubgrau, aschgrau, bleigrau, zementgrau und vielen anderen lustigen graus. Also Stop #2: Regenklamotten unterziehen. Und zwar Hose und Jacke. Bei der BMW-Kombi wird die Goretex Schicht nämlich unter die Kombi angezogen. Jetzt stellt man sich das mal vor: Mich am Strassenrand, auf einem Fuss balancierend Seehund-Socken und Goretex Schicht anlegen während ein Bein in und das andere aus der Hose ist. Ich könnte im Zirkus auftreten.

Weiter gehts danach gen Osten. Die Lieblingsgeschwindigkeit der Kroaten ist 40. Vorzugsweise vor Schulen (das verstehe ich ja noch), aber auch vor Kurven in den Bergen. Kurven mit erstklassigem Strassenbelag, die man locker mit 60 oder sogar 80 nehmen könnte. Ich hab ja immer schon gedacht, die Schweizer übertreiben es, aber hier grenzt das schon fast an Schikane. Es wundert mich nicht, dass die meisten Kroaten hier sich einen Sch….eck um die Geschwindigkeitsbeschränkungen kümmern. Die sind einfach nicht realistisch. Ich halte mich weitgehend dran weil ich potentiellen kroatischen Polizisten nicht die Gelegenheit geben will, mich aus dem Verkehr zu ziehen. Komme mir aber dabei vor wie ein Verkehrshindernis — und werde auch reihenweise überholt. Hätt‘ ich auch gemacht, wenn ich Kroate wär.

Etwas, was man in unserer Gegend so gar nicht mehr sieht: Einschusslöcher. Ist hier gar nicht so selten und erschreckt mich immer noch, wenn ich daran denke, dass hier etwas über 20 Jahren noch Krieg war. Scheinbar hats Karlovac heftig getroffen. Daher stammen auch die beiden Bilder von Häusern gleich nebeneinander.

Einschusslöcher 1Einschusslöcher 2
Je weiter ich nach Osten komme merke ich: Wo der Tourismus aufhört, ist der Zerfall der Normalzustand. Unverputzte und/oder verlassen Häuser im Rohbau oder zerfallene Gehöfte Bauruinesind an der Tagesordnung. Teils bewohnt, teils unbewohnt. Teils zerfallen. Selten so viele offensichtlich verwaiste Bauruinen am Stück gesehen. Die, die bewohnt sind haben oft zwar Balkons, aber keine Balkongeländer. So GAR nicht. Das scheint hier ein Luxusgut zu sein.

Hier noch ein Video einer Durchfahrt durch ein Dorf, wo ich’s besonders heftig fand

 

Ansonsten löst sich so langsam mein Notizbuch auf und ich bin froh, als ich endlich in Sisak ankomme. Habe ein günstiges Enduro-GästehausGästehaus gefunden und freue mich auf ein warmes Zimmer. Es scheint, als wäre die Strasse für mich gemacht, die dahin führt. Ein Enduro-Gästehaus quasi. Und es juckt mich ja schon durch diese Strasse zu fahren, auch wenn Einfahrt ausdrücklich verboten ist. Aber morgen ist Sonntag und da wird keiner arbeiten … Mal sehen 😉

Morgen gehts dann wohl bis Serbien weiter. Ich weiss aber nicht so recht, was ich von der Grundsätzlichen Einschätzung des EDA  zu Serbien halten soll:


Das Land kann als stabil bezeichnet werden.

Meiden Sie dennoch Demonstrationen und grössere Menschenansammlungen jeder Art, denn Ausschreitung sind möglich, insbesondere bei Fussballspielen.


Was da noch sonst so drin steht, betrifft erst übermorgen. Darauf gehe ich dann noch ein.

Tag 12 – Der Sturm

15. Juli – Ein Paar Kilometer von Selche zurück nach Crikvenica

Das war anders geplant.

In der Nacht hatte sich allerdings ein ordentlicher Stum zusammengebraut, der mich trotz Ohrenstöpseln um drei geweckt hat. Ein schneller Blick überzeugte mich davon, dass alles OK ist und bis sechs konnte ich weiter pennen. Da war aus dem ordentlichen Sturm schon ein sehr ordentlicher Sturm geworden und ich stelle fest, dass es hier sehr feinen Sand gibt, den es durch sämtliche Öffnungen und Netze ins Innenzelt weht. Alles gezuckert. Zum Glück war das meiste noch in den Taschen verpackt.

Irgendwann erinnere ich mich an die zusätzlichen Abspannleinen und denke mir, dass das wohl jetzt der richtige Moment sei, sie anzubringen. Grade im rechten Moment. Als ich so vor dem Zelt steh, macht es plötzlich mit allem was drin ist einen Satz von einem halben Meter nach hinten. Und das, obwohl es schon mit Häringen befestigt war. Danach nicht mehr.  Ausserdem waren bestimmt 50 kg Material darin. War die Entscheidung mit den Abspannleinen also richtig.

 

Ich wollte ja meinen Sturmkocher eigentlich mal Hardcore-Testen. Aber habe dann auf das Experiment verzichtet. Hatte schon genug Experimente dieser Tage. Also Frühstück ohne Kaffee aber mit Brötchen, sehr leckerem Räucherkäse noch aus Slowenien und Joghurt mit Haferflocken. Auch nicht so schlecht.

Dann nach Optionen überlegt. Es blieben letztlich nur drei:

  1. Im Zelt bleiben und weggeweht werden
  2. Weiterfahren und weggeweht werden
  3. Nahe Pension suchen und hoffen, bis dorthin nicht weggeweht zu werden

Ich entscheide mich für Nummer 3 und überlege, wie ich alles sicher und vor allen Dingen schnell verstaut bekomme. Zusammenpacken und Anziehen solange ich im Zelt bin scheint der erste vernünftige Schritt. Danach die Taschen raus und das Zelt  zusammenpacken. Glücklicherweise kommt der Wind in Böhen, so dass mir dazwischen ein wenig Zeit bleibt, um das Zelt vom gesicherten Zustand  in eine Lage zu bringen, in der ich es sicher zusammenrollen kann.

Dabei stelle ich dann auch fest, dass sich das Zeltgestänge verbogen hat. Wie viel, das wollte ich nicht allzulange begutachten. Zumindest ist es nicht gebrochen. Wird sich rausstellen wie schlimm es wirklich ist.

Die Pension hatte ich über Booking.com gebucht. Navi bringt mich hin, weigert sich aber die Hausnummer 77 zu finden. Bietet mir nur 77A-D an. Egal. Mit so Kleinigkeiten konnte ich mich nicht beschäftigen, wollte schnell weg. Bei der Ankunft stelle ich allerdings fest, dass es neben der 77A ein grosses Nichts gibt. Das Haus, dass da stand war offensichtlich vor nicht so allzulanger Zeit abgerissen worden. „Na toll“ denke ich, „Hatte einen Haken, dass das so günstig war“. Mal geschwind angerufen und siehe da: Es klingelt. Eine freundliche Dame hebt ab und dirigiert mich in perfektem Deutsch dorthin wo ich hin sollte und wollte.

Den Rest des Nachmittags habe ich dann damit verbracht, für den Blog ein Tool zu installieren, was die gefahrene Strecke auf ner Karte einblendet. Das tuts aber noch nicht. Dafür hat sich mein Navi verabschiedet. Und zwar so richtig. Startet nicht mehr. Selbst der Garmin-Support sagte nur noch sowas von „Oh Oh“ und IMG_2273bat mich, damit vorbeizukommen. Scherzkekse.

BMW Assistance weist mich darauf hin, dass ich ja keine Panne habe und sie leider nichts tun können.

Jetzt bin ich mit http://www.arrigoni.ch/ im Kontakt. Schaut so aus, als könnten Sie mir ein Ersatzgerät per DHL an eine Adresse meiner Wahl schicken. Das Timing, Prodedere und vor allen Dingen die Adresse stimmen wir noch ab. Es geht halt doch nichts über guten Service. Bis dahin navigiere ich auf die gute alte Art mit Karten und schau mal wo mich das hin bringt. Es schaut auf jeden Fall so aus, als müsse ich in eine grössere Stadt. Welche das sein wird und inwieweit die Route damit anders verläuft, als geplant sehen wir noch.

Alles in Allem war das heute wohl nicht so mein Tag. Aber dafür entschädigt ein halbes Stündchen am Wasser und ein unglaublich gut gemachtes Rumpsteak auf Salat mit Rucula und Tomaten und allerlei sautiertem Gemüse. Wer mich kennt, weiss, dass ich weder für Rucula noch für Tomaten zu haben bin. So gar nicht. Gemüse führe mir, wenn überhaupt, in homöopathischen Dosen zu. Aber das war so lecker, das musste weg. 🙂

 

 

Tag 11 – Schadensbericht

14. Juli – 254 km von Bovec nach Selce

Da begrüsst mich der Tag nach einer sehr stürmischen Nacht doch von seiner besten Seite

Bovec

Als ich gestern Abend das Video geschnitten hab, fiel mir auf, dass es da ganz schön gerumst hat, als der bzw. die Steine aufs Mopped gefallen sind. Denk ich mir so: ‚Guck doch mal besser, ob da nicht was dran ist‘. Nur gut, dass es auch durch nicht nachgucken nicht weggegangen wäre. Und das ist die Bilanz:

  • Loch in der Packtasche
  • Deckel vom Seitenkoffer angeknackst (ist nicht mehr dicht und der ehemals dichte Koffer ist vollgelaufen)
  • Fussrastenhalterung angeknabbert
  • Delle im Tank
  • Stück vom Zylinderkopfdeckel abgeplatzt (ist noch dicht)
  • Blinker abgerissen
  • Schnabel angedötscht

Da bekommt Arrigoni ordentlich was zu tun. Zum Glück hab ich Vollkasko. Schaden ist der Versicherung schon gemeldet. Ging ohne Probleme.  Fürs Erste ist der Blinker mal gerichtet und das Loch in der Packtasche zugetaped. Fahren ist kein Problem.

An dieser Stelle mal eine erste Ausrüstungsbanz:

  • Tape: Ein Muss
  • Seehund-Socken: Nach nem Tag durch Wasserfälle sind die Füsse feucht. Mehr aber auch nicht. Absolut zu empfehlen
  • Dicke normale Handschuhe, wasserdicht: Es gilt das Gleiche, wie für die Seehund-Socken
  • Werkzeug-Set: Ein Muss. Alles dabei, was man brauchen könnte (und ich schon gebraucht hab)
  • Leathermen: SwissTool X Plus: Ich dachte ja, den könnt man gut weglassen und hatte mir dann entgegen den ersten Plänen keinen gekauft. Zum Glück haben meine Kollegen mitgedacht und mir einen zum Abschied geschenkt: Nie wieder ohne.
  • Wasserdichte Überziehhandschuhe: Sinnlos. Bekommt man mit bereits nassen Handschuhen nicht mehr an und der zuzieh-Bändsel reisst beim ersten Zuziehen. Ich behalt sie trotzdem. Könnten sich bei Kälte nützlich erweisen.
  • BMW Rallye 3  Kombi. Unbezahlbar. Ich hab das Ding schon so ziemlich in jedem Wetter gefahren, nass und trocken, von 5°C bis 40°C: Für Touren geb ichs nicht mehr her.
  • BMW GS Pro Endurostiefel: Abgesehen davon dass sie quietschen wie Sau: Zu empfehlen.
  • BMW Tankrucksack für die GS: Ein wenig sperrig und stört beim Fahren im Stehen. Wenn  man ihn richtig zumacht *räusper* ist er auch wasserdicht. Enthält alles, wo ich schnell ran muss und ist ein Platzwunder. Klares: ‚Ich würd gern ohne, aber er ists wert‘

Und falls sich jemand wundert, dass ich hier so viel über Marken und Unternehmen schreibe: Nein, ich bin nicht gesponsert. Aber ich finde, man soll nicht immer nur meckern, wenn was nicht gut ist. Man soll auch mal sagen dürfen, wenn ein Laden etwas richtig gut macht und einem hilft oder das Leben angenehmer gestaltet.

Passend zum Start dann endlich hört der Sturm/Wind auf. Sieht man mal wieder: Man weiss nie, wofür es gut ist. Wär ich ohne Schäden  planmässig gestartet, hätts mich womöglich von der Strasse geweht. In der Ruhe liegt die Kraft 🙂

Weiter gings also durch Slowenien gen Kroatien. Slowenien, wie damals auch schon, find ich immer noch unglaublich grün. Irgendwie grüner als normal. Das mag daran liegen, dass es tatsächlich fast die ganze Zeit mit wenigen Ausnahmen geschifft hat. Da wundert es einen nicht, dass es so grün ist. Aber wieder unglaublich geile Strecken. Regen hin oder her.

Beim Grenzübertritt nach Kroatien eine Überraschung: Die wollen meinen Ausweis sehen. Ich war ein wenig verdutzt. Hab mich so an Schengen gewöhnt, dass ich auf sowas nicht vorbereitet war. Ok. Wenn ich meine ‚vor dem Übertritt in ein anderes Land zu prüfen‘-Liste geprüft hätte, bevor ich übertrete, dann wär ich drauf vorbereitet gewesen. Auch darauf, dass die hier keine EUR haben. Auf der Liste stehen nämlich all die Sachen drauf, die zu prüfen wären. Ok. Beim nächsten Mal dann. Übermorgen muss ich durch nen kleinen Zipfel von  Bosnien-Herzegowina. Perso reicht. Und grüne Versicherungskarte, laut Auswärtigem Amt. Ich lass mich überraschen.

Unterwegs am See

In Kroatien dann wieder Biker-Paradies, Nupsi-Killer. Meine werden immer weniger. Wenn das so weiter geht, sind sie bald bis zum Rand weg :).

Abgesehen davon, dass die Kroaten ganz gerne mal Sand auf die Strasse streuen. Damits den Bikern nicht langweilig wird. Muss man höllisch aufpassen.

Und jetzt musste ich mal nachschlagen, obs im Internet ne Referenz zu ‚Nupsis‘ gibt. Gibt es: http://wiki.rc-heli-fan.org/index.php/Nupsis sagt dazu

Nupsis sind ähnliche Dinge wie Teile, nur deutlich kleiner. Siehe auch: Pöppel

Tja. Sag ich ja 😀

Ansonsten: Zelt steht. Bin satt und hab bei nem Bierchen und grandioser Aussicht am Meer nach dem Essen das hier noch geschrieben. Ein erfüllter und erfüllender Tag also mal wieder 🙂

Selce am Abend

Tag 10 – Nach der Sintflut ist vor der Sintflut

 

13. Juli – 279 km von Brixen nach Bovec

Italien, Österreich, nochmal Italien und endlich Slowenien.

In der Nacht kam dann doch der Regen. Um drei werd ich trotz Ohrstöpseln wach und es donnert, blitzt und regenet was das Zeug hält. Nachdem ich mich davon überzeugt hab, dass alles dicht ist, beschliesse ich weiter zu schlafen.

Morgens dann nach dem Packen weiter auf der Brennerstrasse Richtung Würzjoch. Ich weiss zwar nicht, welche Sprache das ist, aber „Ju de Börz“ das Würzjochhat einen Preis für einen originellen Namen verdient. Das war Fahrspass pur. Mehr als eine Stunde lang rauf und nochmal runter. Definitiv das fahrerische Highlight bisher. Und das mit Blick auf die wolkenverhangenen Dolomiten. Ich bin froh, dass ich gestern in Brixen halt gemacht habe und heute diese Strecke frisch und am Tag — und ohne Regen geniessen kann. Wobei da oben auf 2000 m wars dann doch recht frisch bei 14°C. Egal. Hat Spass gemacht und die Gummi-Nupsies am Reifen sind fast weg 😉

Irgendwann denk ich mir, dass es da wo ich hinwill doch ziemlich nach Regen ausschaut. Also an einer Tanke die Regenjacke untergezogen. Das war ein Fehler. Nur die halben Regenklamotten sind eine Garantie dafür, dass es dicke kommt. Und es kam dicke. Dagegen ist meine Dusche daheim gar nichts. HAT das geschüttet. Obenrum war ich schön trocken und unten rum pitschnass. Wenigstens die Füsse steckten in den Seehund-Strümpfen und die hielten, was der Name verspricht.

Pause mit AusblickEs regnete auch nicht lang, nur heftig. Aber ich hatte ja noch keine Ahnung, was noch kommen sollte. Also irgendwo bei einem Supermarkt ein paar Kleinigkeiten geholt und zur Pause an den Strassenrand gestellt. Pause mit Ausblick.

Der Pause wurde allerdings ein jähes Ende bereitet, als der Bauer des Feldes nebenan entschied, es sei eine gute Zeit das Feld zu düngen. Das riecht ja schon recht intensiv, wenn man Güllewagenan sowas vorbei muss. Aber wenn es direkt neben der Jause ausgebracht wird, da sucht man besser das Weite. Und zwar schnell. Gut, dass ich schon gegessen hatte.

Da es mir mittlerweile etwas frisch wurde, habe ich dann doch die Regenhose untergezogen. So war ich gut gerüstet und warm eingepackt.

TeckerwerkstattWeiter über die B111. Wahnsinns-Strasse gradewegs nach Osten. Nochmal nachgetankt und schon gemerkt, dass ich auf dem Land bin. Bei uns würden Trecker da sicher nicht reinpassen, geschweige denn, dass es vollkommen normal ist, dass man an einer Tankstelle eine Treckerwerkstatt hat.

Und die 30’000 km hat die Dicke heute auch geschafft.

Beim Weiterfahren aus dem Augenwinkel ein Feld gesehen, dass sich gut für eine Fotopause eignet. Wirkt fast wie in einer anderen Welt. Was die Kapelle da mittem auf der Wiese zu suchen hat, blieb mir allerdings ein Rätsel.

Feld mit KircheJetzt wurde die Zeit allerdings auch schon knapp, bis zu meinem Camping-Ziel in Slowenien. Also ein wenig auf die Tube gedrückt. Nicht allerdings, ohne an der Grenze noch einen Halt zu machen als ich um die Ecke biege und sich ein Alpenpanorama erster Güte auftut.AlpenanoramaDen Hinweis auf eine offensichtlich gefährliche Strecke für Motorradfahrer gleich daneben fand ich schon speziell. Ich habe kein Wort verstanden, aber durchaus begriffen, worum es geht. Die Strecke selbst war dann sogar eher unspektakulär. Warum die gefährlich sein soll, habe ich nicht begriffen.

P1020405Allerdings  zeichnete sich ab, dass es gleich wettertechnisch richtig rund gehen würde. Zunächst war ich noch froh, dass ich vom Gewitter wegfahre. Aber dann macht die Strasse eine 180 Grad Kurve und das fand ich dann nicht mehr lustig. Regen hätte ich abgekonnt. Mit Wind bis zu einem gewissen Grad komme ich klar. Aber nachdem scheinbar alles was gestern angesagt war jetzt innerhalb von 10 Minuten runterkam, das ganze noch mit Sturm garniert wurde und die Lichteffekte gratis dazu kamen, dachte ich: „Besser mal unterstellen“. Und dann passierte, womit ich nicht gerechnet hatte. Glücklicherweise lief die GoPro noch vom Grenzübergang mit. Und so gibts heut ein Wetter-Video, statt des geplanten Würzpass-Videos. Wenn man genau hinschaut, sieht man die vom Baum durchschlagene Heckscheibe des VW Käfers. Glücklicherweise ist dem Mädel nichts passiert.

 

Und daher habe ich mir heute ein Hotel gegönnt. Mit WLAN :).

Tag 9 – Die Sintflut

12. Juli – 263 km vom Kempten nach BrixenIMG_0930

Für heute war die Sintflut angesagt. Also mal vorsorglich die Regenunterzieher, die Seehund-Socken und alles andere wasserdichte an mich gelegt. Hat geholfen. Geregnet hats fast gar nicht. Und zwischendurch wurds richtig warm.

Am Morgen erstmal frühstücken bei Café Bäckerei Wipper in Kempten. Mein Kumpel hat gesagt, es gäbe da die besten Brezen. Und recht hat er gehabt. Waren wirklich gut.

EP1020354igentlich wollte ich ja bis nach Slowenien. Und auch nicht über den Fernpass. Aber nachdem das Befahren von Alpenpässen bei Regen nur mässig lustig ist, habe ich mich nicht gewehrt, als das Navi Richtung Fernpass wollte. Da das Wetter aber nun erstaunlicherweise so gar nichts von Monsun hatte, bin ich vor lauter Gucken und Fotografieren auch nicht so schnell weiter gekommen wie geplant.

Streckensperrung bei NassereithAuch die übliche Streckensperrung gabs wieder. Diesmal hab ich aber selbst mit der Enduro nichts ausrichten können. Da war einfach nichts zu machen. Sogar das „Durchfahrt Verboten“-Schild war überflüssig. Da war schlichtweg keine Durchfahrt mehr. Ich glaub auch, dass die Bauarbeiter sehr komisch geguckt hätten, wenn ich da drüber wär.

IMG_0936Man sagt man der Österreichischen Küche ja nach, dass sie sehr gut ist — wenn man dann mal was bekommt. Drei Restaurants in Folge waren nämlich zur besten Mittagszeit geschlossen. Mitten in der Hochsaison. Entweder die können es sich leisten, oder die Saison war so schlecht, dass sie sich nichts mehr leisten können. Sehr putzig war bei einem die Empfehlung des Tages: „Restaurant geschlossen“. Hat mir nichts genützt. Hunger hatte ich immer noch.

Brennerautobahn von untenBrennerautobahn von obenAnsonsten gab es einige interessante Perspektiven der Brennerautobahn. So wie man sie normalerweise nicht sieht. Und wenn ich mir diese Brückenkonstruktion von unten so anschaue, dann bin ich auch ganz froh darum. Gefahren bin ich die Brennerstrasse, die durchaus ihren Reiz hat. Auf jeden Fall deutlich mehr als die Autobahn.

Gekommen bin ich dann bis Brixen wo ich mich auf einem Campingplatz breit gemacht habe. Mit WLAN im Zelt, so dass ich heute endlich mal die ganzen letzten Tage aufschreiben konnte 🙂

WLAN im Zelt

Und noch zum Schluss etwas für die heutige Statistik: 2 x Seitenstrasse, 1 x Parkplatz.

Tag 8 – Es geht nichts über guten Service

11. Juli – 166 km von Wilhelmsdorf nach Kempten

Morgens noch lecker und gemütlich im Café Stäbler gefrühstückt. Übrigens sehr zu empfehlen. Hervorragende Backwaren, super freundlich, toller Service und sogar noch sozial engagiert. Man kann das also alles unter einen Hut bekommen.

Auf der Fahrt die üblichen Baustellen und Umleitungen. Sehr spassig auch eine vor einen Kreisverkehr ausgeschilderte Ölspur. Die war auch da. Dummerweise hatten sie vergessen zu erwähnen, dass der umgekippte LKW-Anhänger mitsamt der verlorenen Ladung Erde noch an der Ölspur dranhängt. Mitten im Kreisverkehr und natürlich von der einfahrenden Seite aus nicht zu sehen. Ein klitzekleiner Hinweis auf einen Unfall (da gibts so dreieckige Dinger) wäre sicherlich nützlich gewesen. Ich hätt gern ein Foto gemacht, aber ich hatte da grade was anderes zu tun.

Dann weiter nach Marktobersdorf zum Ladengeschäft von https://www.outdoortrends.de/.  Da hatte ich meine Zeltunterlage bestellt (die für das Dreimann-Zwergenzelt). Morgens angerufen und Ruck-Zuck ohne grosses Aufhebens klar gemacht, dass ich die zu klein bestellte Unterlage gegen die korrekte im Ladengeschäft austauschen kann. Sehr praktisch da Marktobersdorf ja nur 30 km von Kempten weg ist. So muss das sein. Grosses Lob!

Und noch eine Erfahrung, die ich letztes Jahr in Sardinien gemacht hab: Der Moment, wo du denkst: „Och. Ist ja richtig kühl jetzt“ und der Blick auf das Thermometer offenbart immer noch 28°C. So kann’s gehen.

Abends dann nach Kempten, zur letzten deutschen Station zu einem Freund aus Freiburger Zeiten. Gemeinsam lecker Zwiebelrostbraten mit Kasspatzen im Biergarten gegessen und noch ein wenig die Stadt angeschaut. Ganz schön hübsch da (und das meine ich jetzt wirklich so).

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