Motorrad-Reisen und -Touren

Tag 15 – Autobahn

487.1 Kilometer von Bošnjaci nach Vranje

Gestern bei der Vorbereitung habe ich gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, eine Routenplanung zu machen, wenn man nichtmal die Schriftzeichen versteht. In Serbien wird kyrillisch geschrieben. Glücklicherweise sind die Strassenschilder fast alle auch mit lateinischen Buchtaben. Das hilft zumindest tagsüber.

Die Nacht endet fast mit Sonnenaufgang als der Hahn des Hauses beschliesst, es sei jetzt Tag und fröhlich vor sich hin kräht. Aber ich hab Ohrstöpsel und weiss mich zu wehren. Den Wecker um sieben hab ich dann prompt drei Minuten lang nicht gehört.

Frühstück, die kleine PortionDas Frühstück anschliessend war ganz nach meinem Geschmack. Ich wurde dazu genötigt, auch die Marmelade zu probieren. Die wurde von der Gattin des Besitzers höchstselbst hergestellt. Lecker! Und das mir. Wo ein Glas Marmelade schon gerne mal zwei Jahre hält – inklusive Besucher-Verzehr. Aber ich hab mal wieder nicht alles geschafft. Was hätt ich für ein Doggy-Bag gegeben. Aber das hält sich in der Sonne nicht. Und es war abzusehen, dass es warm werden würde. Kein Regen. Ein paar dekorativ aufgehängte Wölkchen. Sonst Sonne. Sonne!

Kroatien entlässt mich erstmal mit einer 12 km langen Schotterstrecke. Ein Traum. Ich musste ein paar mal anhalten, um zu kontrollieren, dass ich wirklich auf dem richtigen Weg zur Autobahn Richtung Serbien bin. War ich aber. Es scheint so, als würden die Kroaten den Weg nach Serbien nicht ebnen wollen. Soll mir recht sein.

 

Den landestypischen Opa im Video hab ich übrigens nicht bestellt. Der war einfach da und freute sich an der Schotterstrecke genau wie ich. Warum und was der allerdings dann zum Schluss mit dem Maisfeld spricht, das konnte ich weder sprachlich noch insgesamt verstehen.

Dann also zur Autobahn. Kilometer fressen. Zum einen, weil ich den Sturm-Tag aufholen wollte und zum anderen weil die Reisehinweise Serbien mir so gar keine Lust auf das Land gemacht haben. Schade eigentlich. Denn wie ich festgestellt habe, doch ein sehr schönes Land. Mehr dazu unten und hier der Reihe nach.

SerbienAn der Grenze war weniger lustig. Aus Kroatien raus ging einfach. Und dann stand ich im Stau. Halbe Stunde in der prallen Sonne. Aber dann einfach so mit Perso durch. Ohne Schnickschnack. Einfach so. Einer der Moment, wo ich froh bin, solch ein Dokument zu besitzen. Und dann bin ich in Serbien

VollgemülltAuf einem Parkplatz, die in Serbien übrigens ausnahmslos unglaublich vollgemüllt sind, begegnet mir ein LKW mit russischem Kennzeichen. Die beiden Fahrer gehen zur Laderampe, öffnen die Tür und fangen an zu kruschteln. Ich sehe, dass der Wagen voll mit Obst ist. Schlussendlich kommen sie mit zwei Kisten Pfirsischen, laden die beiden Kisten in aller Ruhe in das „private Dinge Ladefach“ und fahren weiter. Kann sein das das hier (oder in RU) normal ist, aber ich fand das befremdlich und habe spontan beschlossen, dass ich keine russische Spedition beauftrage, wenn ich mal eine bräuchte.

Was mir auch auffällt: Geschwindigkeitsbegrenzungen sind hier wohl auch eher als Empfehlung zu verstehen. Es hält sich ausser mir scheinbar niemand dran. Nicht dass ich immer ein Engel diesbezüglich wäre, aber ich will hier einfach kein Risiko eingehen und nutze den Tempomat wo immer es geht. Die übelsten Raser sind übrigens die mit NL-Kennzeichen, danach kommen die mit CH-Kennzeichen gleich dahinter dann DE. Ich habe so das Gefühl, dass da jeweils Exil-Serben drin sitzen. Das würde sich sonst keiner trauen – glaube ich.

Serbien in schönIrgendwann wird die Besiedlung dünner und jetzt zeigt sich die Schönheit des Landes. Berge am Horizont, sanft geschwungene Hügel im Vordergrund. Teils bewaldet, teils mit Feldern. Blauer Himmel und hier und da ein Wölkchen. Einfach nur schön anzuschaun. Das tue ich auch reichlich und geniesse die Fahrt.

Und dann teilt sich die Autobahn und die vier Spuren sind von Schildern überspannt die Namen tragen wie Thessaloniki, Skopje, Sofia, Nis. Und ich merke: Ich bin ganz schön weit gefahren. Jetzt komm ich an Orte, die ich sonst nur aus den Nachrichten kenne

Und beim Schreiben merke ich, dass es früher dunkel wird. Eindeutig früher als gestern. Aber dafür gehts ja in ein paar Wochen in das Land der ewigen Sommersonne 🙂