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Schlagwort Archiv: Col du Pourtalet

Tag 118 – Pausenlos Pyrenäenpässe

29. Oktober – 268.8 km von Arglès-Gazost nach Oloron-Sainte-Marie

Geplante Route für heute war Col du Soulor, Col d’Aubisque, Col du Pourtalet, Col du Somport. Und diesmal ging auch alles glatt. Abgesehen davon, dass auch die Franzosen den Brückentag am 31.10. nutzen und die verbleibenden Hotels belegen. Denn die meisten Unterkünfte haben entweder nicht mehr oder noch nicht Saison.

Wie gestern schon vermutet: Den Soulor und Aubisque bei gutem Licht, und schönem Wetter zu machen, das ist gleich der doppelte Spass als sie abends noch reinzuquetschen. Und wie gut die Entscheidung war, kann man auf den Bildern ganz gut erkennen, glaub ich.

D918, Arrens-Marsous, FrankreichD918, Béost, FrankreichCol d'AubisqueAuf dem Aubisque haben sie freundlicherweise für uns einen Kinderspielplatz aufgebaut. Ich weiss nicht so recht, ob der dafür gedacht ist, oder einfach nur da so rumsteht weil die Tour de France hier vorbei geht. Aber Spass hat’s auf jeden Fall gemacht. Dank an die Bündner für das Foto 🙂

Ralf auf dem Kinderspielplatz

Auf der Fahrt ist noch ein schönes Bild von mir entstanden, das ich jetzt nachträglich hier noch einfüge. Danke dafür,  A. aus O.  🙂

Bei Béost, Frankreich

In Laruns trennen sich unsere Wege wieder. Ich hoffe, nicht zum letzten Mal.

Für mich geht’s dann nach Supermarktpause weiter gen Süden. Nicht ohne bei sonnigen 20°C die Trinkblase aus und die Regeninlays wieder einzupacken. Das fühlt sich nach Sommer an. Nicht nach Ende Oktober. Aber soll mir ja recht sein.

Den Pourtalet finde ich jetzt nicht wirklich schlecht, aber so der Brüller wie die von Motorradonline sagen find ich den auch nicht. Wie auch immer: Spass gemacht hat er. Danach nach Spanien rein, eine Kurve gedreht und Richtung Jasa. Kleine knuffige Single Track Road. Die Mittellinie wirkt ein wenig wie der verzweifelte Versuch, die Strasse breiter scheinen zu lassen als sie ist. Aber hat nicht geholfen. Single Track bleibt Single Track. Auch dann, wenn man sie anders anmalt.

Dafür gabs mal wieder prima Aussichten bei Temperaturen bis 25°C und strahlend blauem Himmel.

Aussicht auf der HU-V-2201 zwischen Borau und AsiaDer Somport von der spanischen Seite kommend ist eingentlich eine verkappte Autobahn. Da Spanier aber mit Geschwindigkeitsbegrenzugnen nicht geizen, ist der auch nicht so lustig. Ich glaube, das ist so ein Südländer-Ding, überall vollkommen unsinnige Geschwindigkeitsbegrenzungen aufzuhängen. Damit da was hängt. Mehr so als Deko. Und warum da manchmal alle hundert Meter ein Überholverbotschild, abwechselnd mit Überholverbot aufgehoben hängt, das bleibt mir auch ein Rätsel. Und das nicht nur einmal.

Dafür wirds auf der französischen Seite dann wieder interessanter – und ohne überflüssigen Schilderwald. Wenn die Franzosen mal vor was warnen, dann ist’s ernst.

Sehr schön auch, ich hab mich gefreut wie Weihnachten und Ostern zusammen und bin ganz aus dem Häuschen: Vor mir ein Wohnmobil mit für ein Wohnmobil schon recht zackigem Fahrstil. Französisches Kennzeichen. Ich hatte aber nicht so wirklich gute Gelegenheit vorbeizukommen. Und was macht der? Fährt  bei der nächsten Möglichkeit rechts ran und lässt mich vorbei. Das ist mir noch nie passiert. Üblicherweise sind Wohnmobile die, die vor mir herschleichen und die kilometerlange Schlange hinter sich herziehen ohne davon auch nur ansatzweise beeindruckt  zu sein. Wieder einmal ein dickes Plus für französische Fahrer.

[Edit, 30.10.2016: Titel geändert und Rechtschreibkorrekturen]
[Edit, 04.11.2016: Absatz mit Tunnelbild eingefügt]

Tag 117 – Überraschung

28. Oktober – 125 km von Saint Lary Soulan nach Arglès-Gazost

Wieder einer dieser Tage an denen ich froh bin, dass ich nicht die ganze Reise bis ins kleinste Detail geplant habe. Weil erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Die heutige Tour sollte über den Col du Tourmalet zum Col Du Pourtalet führen. Auf dem Weg dahin komme ich auf dem Col D’Aspin vorbei. Oben angekommen das Warnschild Freilaufende Kühe. Und als hättens sie’s gelesen: Hinter der nächsten Kurve steht die Kuhherde. Da bin ich auch schon fast oben und scheinbar haben die Kühe den Pass als Ihr Revier auserkoren. Kuh-Flut quasi.

Was ich besonders putzig finde, und das bilde ich mir bestimmt nur ein: Bevor sie die Strasse überqueren, bleiben sie kurz stehen und schauen, ob was kommt. Letztlich ist das aber scheinbar egal, denn getreu dem Motto: Wenn es mich nicht überfährt, ist frei, trotten Sie dann in aller Seelenruhe über die Strasse.

Kühe am Col d'AspinAber wenigstens sind es hier oben fast 20°C während es unten noch schattige 5°C waren. Verkehrte Welt heute. Das hätte mir schon eine Warnung sein sollen 😉

Oben auf dem Tourmalet angekommen, eine phantastische Aussicht. Und wie ich später erfahre, habe ich eine noch ebenso phantastische Schotterstrecke mit noch besserer Aussicht da oben verpasst.

Aussicht vom Col du TourmaletAuf dem Weg runter komme ich an mehreren Schildern mit „D911 gesperrt bis 28. Oktober“ vorbei. Die ignoriere ich aber geflissentlich weil a) hab ich eine Enduro und b) ignorieren hilft in solchen Fällen oft. Ich umfahre einen nach gesperrt aussehenden Teil der D921 und bin froh, dass ich drumrum bin. Scheinbar. Und plötzlich das:

D921 Route BarréeRecherche im Internet bring es an den Tag. Da ging wohl, bedingt durch starken Regen, vor dem 25.10. ein Steinschlag runter und da muss der Hang gesichert werden. Bis heute, 17:00 Uhr.

Das Dumme: Drumrum fahren wäre mal wieder eine grossräumige Umfahrung und die dauert 3 Stunden. In etwa so viel wie die Wartezeit wäre.

Ich prüfe, wie schwer die Sperren sind und stelle fest: Plastik, ohne was drin. Nur Attrappe. Also doch die Enduro-Karte ziehen? Genau jetzt kommt mir ein Baustellenfahrzeug entgegen und ich frage, ob ich da mit dem Mopped durchkomme. Er macht mir unmissverständlich klar: Nein. Die können keinen durchlassen. Viel zu gefährlich.

Ok. Also Planänderung und ein Hotel in heute noch fahrbahrer Entfernung suchen, gerechnet vom Zeitpunkt der Öffnung um 17:00 Uhr.

In dem Moment kommen von hinten zwei Moppeds: Die Bündner. So eine Überraschung und Freude, die beiden wieder zu sehen. Nach einigem Hin- und Her entscheiden wir um die Barriere drumrum zu fahren und mal zu gucken. 300m weiter meinen die Franzosen es aber dann wohl wirklich ernst. Rien ne va plus.

D921 - Rien ne va plusAlso quatschen wir ein wenig und essen was. Dabei erfahre ich auch von der verpassten Schotter-Chance. Da nichts weiter zu tun war, legen wir uns eben auf die Strasse und sonnen ein wenig. Mit den Sperren vor- und hinter uns kann da ja keiner kommen. Immerhin bekomme ich so meine Dicke mal von unten zu sehen

R 1200 GS Adventure LC von untenSo eine Wartezeit kann sich ganz schön ziehen. Die Minuten tröpfeln nur so dahin.

Ab halb fünf wird die Autoschlange vor der vordersten Absperrung immer länger und wir können bald das Ende nicht mehr sehen.

Kurz vor fünf kommt dann ein Polizeiauto vorbei und mein schlechtes Gewissen regt sich sofort. Der Beifahrer macht uns so komische Handbewegung in Richtung Autoschlange. Wir entscheiden uns dafür, dass wir französische Gesten nicht verstehen.

Es wird 17:00 Uhr, 17:30, 18:00 Uhr.

Ich überlege schon ernsthaft ob ich nicht mein Zelt aufschlagen soll falls die gar nicht mehr aufmachen. Nofallrationen hätte ich ja dabei. Allerdings hatte ich mich auf einen Notfall in der einsamen Wildnis Norwegens, Finnlands oder Rumäniens gefasst gemacht. Und nicht auf einen zwischen zwei Baustellenabsperrungen mitten im recht dicht besiedelten Süd-Zentraleuropa. Um 18:07 scheinen die Polizisten endlich mit den Bauarbeiten zufrieden zu sein und öffnen die Absperrungen. Und wir sind die ersten. Puh.

Jetzt ist der komplette Zeitplan über die Wupper und ich bin froh, dass ich auch kein Ersatz-Hotel gebucht habe. Das würde ich wahrscheinlich auch nicht mehr im Hellen erreichen.

Also suchen wir uns eine kleine Pension in der Nähe und den Rest sehen wir halt morgen.