Motorrad-Reisen und -Touren

Schlagwort Archiv: Camping

Tag 69 – Zur Elchfarm

10. September – 172.4 km von Mora nach Ekshärad

Ich konnte doch irgendwie nicht an den Elchen vorbei. Daher ist die Strecke heute sehr kurz und es ging zur Moose World nach Ekshärad.

Die Tour ist um diese Jahreszeit ausschliesslich Sonntags um 11, also morgen.  Ich war wegen der kurzen Strecke schon früh am Campingplatz. Das Schöne um diese Jahreszeit: Falls man einen Platz findet, der noch offen hat, ist man fast alleine. Nur ein weiteres Wohnmobil und eine Hütte sind vermietet und ich konnte mich super ausbreiten.

Und es war noch genug Zeit, die Packliste endlich mal zu schreiben, die mir schon lange im Kopf rumgeht.

Danach noch kurz zum Supermarkt. Und mal wieder festgestellt, dass es ganz schön schwierig ist hier oben Portionen einzukaufen, die für einmal Kochen für eine Person klein genug sind. Aber wo ein Wille ist, da ist ein Weg.

 

Tag 54 – Schöne Bilder

26. August – 179.7 km von Parikkala nach N62°48’37.4″ O030°34’43.1″

Der erste komplette Tag in Finnland. Ich lasse mir Zeit mit dem Aufbruch. Und dann präsentiert sich das Land gleich von seiner besten Seite.

Die ersten Elch-Schilder tauchen auf. Aber Elche oder Rentiere noch keine.

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Und Seen, Seen, Seen. Ich komme nicht so recht weiter, weil ich alle paar Kilometer anhalte, um Fotos zu machen.

Irgendwann mittendrin schaffe ich es, Kontakt zu einer Motorradwerkstatt in Tromsø passend auf dem Weg für den 40’000 km Service zu bekommen. Norwegen war wegen der Preise nicht so meine erste Wahl, aber die nördlichste Werkstatt in Finnland hätte erst zu spät einen Termin gehabt. Also muss es die erste in Norwegen sein.

Heute dann auch den 10’000sten km gefahren für die Tour. Eigentlich wollte ich ja ein Foto vom Tageskilometerzähler machen, aber das Ding springt frech auf 0 zurück, statt auf 10’000. Gut zu wissen. Oben auf einem der Bilder sieht man den Stand noch bei 9’975.

P1040933Abends steuere ich auf einen Campingplatz in Kivilahti zu. Aber stattdessen wird mir plötzlich unterwegs der perfekte Platz für die Nacht mitten im Nirgendwo vor die Reifen geworfen. Am See, mit Grilli-Kioski, Zeltplatz und sogar Plumpsklo. Bin mir erst nicht ganz sicher, ob das nicht Privatgelände ist, aber Schild im Grilli-Kioski sagt eindeutig: ‚Allgemeingut. Benimm dich entsprechend.‘ P1040935

Ich habe noch eingedosten Fleischkäse aus Ravensburg, ein paar Spaghetti und Knoblauch und Olivenöl. Das gibt ne schöne Spaghetti aglio e olio mit Fleischbeilage. Der Rest des Fleischkäse reicht fürs Frühstück noch und damit sind dann meine Vorräte fürs Erste aufgebraucht.

Das Schöne hier oben im Norden ist: Sonnenuntergänge dauern richtig lange. Die Sonne lässt sich Zeit beim Eintauchen in den See. Aber dafür beschert sie mir ein paar sehr schöne Momente und Bilder.

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Tag 48 – Riga

20. August – 244.6 km von Beržoras nach Riga

Eigentlich wollte ich gar nicht nach Riga. Aber nachdem die Route mehr oder weniger in jedem Fall dran vorbei führt, kann ich auch mal einen Blick reinwerfen. Ein anderer Gast auf dem Campingplatz hat mir auch noch empfohlen, auf jeden Fall am Berg der Kreuze vorbeizufahren. War zwar eigentlich nicht auf der Route, aber man kann die ja spontan anpassen.

Auf dem Weg dahin konnte ich live einem Storchenporno beiwohnen. Eigentlich wollte ich ja nur ein schönes Bild vom Nest mit Störchen drin schiessen. Aber die beiden haben sich dann echt noch für mich ins Zeug gelegt.

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Beim Absatteln kommt ein weiterer Moppedfahrer vorbei, der auch was länger unterwegs ist, so wie der bepackt war. Wir kommen ins Gespräch und er stellt sich als Allan vor. Ist aus Kalifornien und ist drei Monate in Europa unterwegs. Sagt, das wäre die kurze Tour. Vorher wäre er drei Jahre durch die ganze Welt unterwegs gewesen. Wir quatschen noch ein wenig und er drückt mir einen Sticker als Visitenkarte in die Hand, auf dem der Link zu www.worldrider.com ist. Noch so ein Verrückter 😉

Der Berg der Kreuze ist eigentlich ein Hügel. Aber dafür voll, über-über-voll mit Kreuzen.

Für die Weiterfahrt entscheide ich mich für die ungepflasterte Strasse. Und die wird immer ungepflasterter bis hin zum groben Feldweg. P1040407Aber alles noch fahrbar. Grade so. Und jede Menge Spass dabei gehabt.

Später, wieder auf der Landstrasse entdecke ich dann noch einen weiteren phantasievoll „geparkten“ Feuerwehrwagen bei einer Auto-Service Station.

IMG_3946Dann nach über die lettische Grenze. Mein erster Eindruck: Sauber und aufgeräumt. Geradezu adrett. Landstrassen grade und platt, rechts und links Häuschen die wie rausgeputzt wirken. Bis Riga geht das so. Und eine Kirche in für meine Augen sehr ausgefallenen Farben erweckt mein Interesse.

Aber dann habe ich den Eindruck, Riga mag mich nicht bei sich haben. Streckenweise Kopfsteinpflaster vom Übelsten mitsamt knietiefen Pfützen die mir eine willkommene Abkühlung beschaffen. Und plötzlich, ein paar 100 m vor dem Hotel: Strassensperre. Naja, denke ich. Fahr ich halt aussen rum und von der anderen Seiten ran. Von da auch: Strassensperre. Meine Gurkerei sieht man gut auf dem Track oben wenn man bei Riga reinzoomt.

Ich stoppe direkt vor Polizei und Militär und bin ein wenig ratlos. Als die sich so gar nicht um mich kümmern, ergreife ich die Initiative und frage, wie ich zur Adresse des Hotels komme. Die beiden Militärs gucken sich an und zucken mit den Schultern. So richtig wissen sie das auch nicht. Es entspannt sich dann ein Gepräch, in dem sich rausstellt, dass am 21. August der Unabhängigkeitstag gefeiert wird und die ganze IMG_3954Innenstadt gesperrt ist. Und mitten drin ist mein Hotel. Da war sie wieder, meine Länderübertritts-Checkliste, die einmal mehr des Studiums wert gewesen wäre.

Geparkt habe ich letztlich in einem Parkhaus ausserhalb der Innenstadt, aber nur 7 Minuten Fussweg vom Hotel. Den musste ich natürlich zweimal machen. Zwei Gänge brauche ich schon um abzusatteln. Dafür entschädigt mich Riga mit einer traumhaften Altstadt und das Hotel Justus war sowohl vergleichsweise günstig, unglaublich gut gelegen als auch sehr geschmackvoll mit sehr viel Liebe zum Detail eingerichtet. Bei der Renovierung wurden wohl auch ein paar alte Zeitungen gefunden — in deutsch aus dem Jahre 1873.

Und zum Schluss noch ein paar Eindrücke vom nächtlichen Riga. Für mich ein Geheimtipp. Nicht so überlaufen wie Prag, sehr gemütlich Abends zum draussen sitzen und Essen, Strassenmusiker an jeder Ecke, die zum einen echt was drauf haben, meist klassische Instrumente spielen und sich dazu auch noch angenehm im Hintergrund halten. Man geht aber quasi stets in Musik, ohne dass es jemals lästig würde.